China: ein großes Dubai?
In China könnte sich eine riesige Staatsblase bilden und irgendwann demnächst platzen.
Hedgefonds-Manager haben in den vergangenen Krisenmonaten immer wieder mit spektakulären Äußerungen von sich reden gemacht. So hielt etwa George Soros das gesamte Bankensystem für insolvent. Nun hat sein Kollege James Chanos nachgelegt. Er spricht von einer Super-Staatsblase in China, die noch im Laufe dieses Jahres platzen könnte. Er zieht Parallelen zum Pleitestaat Dubai, wo der Staat nicht mehr für die Schulden der Staatsfirma Dubai World aufkommen kann und seinerseits auf Hilfe aus Abu Dhabi angewiesen ist. Den Hoffnungen gegenüber, dass China die fragile Weltwirtschaft hochziehen könnte, verpasst Chanos einen deutlichen Dämpfer.
Vor dem Aufblähen von Monsterblasen haben zuvor schon andere Analysten gewarnt, auch deutsche Wirtschaftsführer sehen die Gefahr. Im Interview mit dem US-Fernsehsender CNBC erklärte Chanos: "Peking manipuliert die Zahlen. Das ist wie Dubai - nur tausendmal schlimmer." Chanos, der frühzeitig die Manipulationen bei Enron erkannte, geht davon aus, dass es im Reich der Mitte bald wie in Dubai zum Platzen der schönen Träume kommen wird: "Blasen lassen sich am besten anhand von Kredit-Exzessen erkennen", stellt er fest. "Und es gibt nirgends größere Kredit-Exzesse als in China." Der Immobiliensektor werde nur noch mit Spekulationskapital über Wasser gehalten.
Und tatsächlich haben schon vor Chanos Analysten konkret vor der Situation in China gewarnt, während andere allgemein auf die Bildung von Staatsblasen hinweisen. Ohne China konkret zu nennen, hatte die Rating-Agentur Moody's zum Beispiel von einem "turbulenten" 2010 gesprochen und mögliche Staatspleiten in den Raum gestellt. "Die Frage wird häufig mit Bezug auf Japan gestellt. Doch das könnte nur ein Vorbote sein", erklärten die Bonitätswächter schon fast apokalyptisch. Der Forbes-Autor Gady Epstein sagte, ihn erinnere die Lage in China an die Situation, als Japan vor dem großen Knall stand.
Das Land hat sich bis heute nicht von der geplatzten Immobilienblase erholt und versinkt erneut in der Deflation. Es versucht durch verzweifeltes Fluten der Geldmärkte und immer neuen Konjunkturspritzen wieder auf die Beine zu kommen, wie es der IWF allgemein empfiehlt. Dabei stürzt das Land aber immer tiefer in die Verschuldung. Japan hat eine Gesamtverschuldung aufgehäuft, die über 200 % der Wirtschaftsleistung liegt und anleihemaerkte-das-mega-schulden-risiko-japan/50062061.html: bis 2014 auf etwa 250 % ansteigen dürfte. Das ist fast doppelt so hoch wie der Pleitekandidat Griechenland.
Victor Shih geht sogar noch weiter. Der China-Experte an der Northwestern University nennt "China als Ponzi-System unter der Leitung der Zentralbank". Die chinesischen Immobilienfirmen seien hoch verschuldet. Die privaten und staatlichen Schulden beliefen sich nach seinen Angaben schon auf 160 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und sie könnten 2011 auf über 200 % der Wirtschaftsleistung steigen.
Insgesamt wird auch davor gewarnt, dass es in China zu einer Überproduktion komme. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und den USA spricht dafür, dass China wohl nicht all die Waren loswerden könnte, die es produziert. Insgesamt mehren sich die Stimmen der Skeptiker, die davon ausgehen, dass nach dem Strohfeuer der Konjunkturprogramme zunächst wieder der Rückfall in die Rezession kommt. Dafür spricht, dass die Arbeitslosigkeit in Europa und den USA weiter steigt. Das dicke Ende am Arbeitsmarkt steht ohnehin noch bevor, wenn die Kurzarbeitsregelungen auslaufen und die Sparmaßnahmen wirken. Die werden nun von immer Staaten gefordert, um der ausufernden Verschuldung zu begegnen. Das drückt weiter auf die Kauflaune und das wird China, das nun Deutschland als Exportweltmeister den Rang abgelaufen hat, enorme Probleme bereiten.