Corona: Hört China zu wenig auf "westliche Experten"?
Neue Belege für eine frühe Verbreitung des Corona-Virus werfen erneut die Frage nach seiner Herkunft auf
Das Wall Street Journal berichtet über eine neue Studie US-amerikanischer Wissenschaftler, die die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie in den USA untersucht haben. (Der Artikel ist hinter einer Paywall, kann aber hier eingesehen werden.)
Demnach hat es jenseits des großen Teichs bereits im Dezember 2019 erste Fälle gegeben, die aber offensichtlich unter dem Radar der Gesundheitsbehörden blieben. Die Autoren hatten Blutproben untersucht, die vom Roten Kreuz zwischen dem 13. Dezember 2019 und 17. Januar 2020 gesammelt wurden waren.
Der erste Corona-Fall wurde in den USA am 19. Januar 2020 gemeldet. Offiziell waren in den USA Mitte Februar 2020 erst 15 Coronafälle registriert. Der erste Corona-Todesfall taucht am 29. Februar 2020 in den Statistiken auf.
Die Autoren fanden hingegen bereits in 106 der insgesamt 7.389 untersuchten Blutproben Sars-CoV-2-Antikörper. Darunter waren auch 36 Treffer in Proben, die zwischen dem 13. und 16. Dezember in den Westküstenstaaten genommen wurden. 67 weitere Treffer gab es in Proben, die in der ersten Januarhälfte an der Ostküste gewonnen worden waren.
Die Ergebnisse zeigen, dass das neue Virus in den USA mindestens einen Monat früher auftrat, als bisher gedacht, und spätestens Anfang Januar auch bereits weit verbreitet war. War es vielleicht nur Zufall, dass es zuerst in China identifiziert wurde?
Diese Schlussfolgerung wird auch von einer statistischen Erhebung untermauert, die bereits im September veröffentlicht wurde. Für diese waren US-amerikanische Patientenakten von Krankenhäusern und Ambulanzen analysiert worden, die jährlich etwa 2,5 Millionen Patienten versorgen. In den Aufzeichnungen seit 2014 wurde nach der Erwähnung des Wortes "hustet" gesucht, um Rückschlüsse auf Atemwegserkrankungen zu finden.
Das Ergebnis: Ab Ende Dezember 2019 bis in den Februar 2020 taucht das Wort statistisch signifikant gehäuft auf. Das heißt, deutlich häufiger als in den vorhergehenden fünf Wintern. Die Autoren schließen daraus, dass Covid-19 bereits vor dem offiziell bestätigten Fall in der US-Bevölkerung umging.
Das deckt sich mit einigen Studien aus anderen Ländern. In Italien war das Virus, wie berichtet, in Blutproben nachgewiesen worden, die aus dem September 2019 stammten. Außerdem gibt es Berichte, dass sich Spuren des Corona-Genoms bereits im März 2019 im Abwasser von Barcelona und im November im südbrasilianischen Floreanopolis fanden.
Diese Studien scheinen allerdings bei einigen mächtig am Feindbild zu kratzen. So bleiben sie denn am gestrigen Montag in einem Tagesschau-Beitrag über "Die Suche nach Patient Null" gänzlich unerwähnt, oder kommen nur als "umstrittene" und vermeintlich von den chinesischen Behörden kolportierte Studien vor.
Die internationale Suche nach dem Ursprung des Virus würde sich auf Wuhan konzentrieren, verrät die Tagesschau-Korrespondentin, doch die chinesische Regierung verzögere unabhängige Untersuchungen. Aber vielleicht hat man in Beijing auch einfach Bedenken, diese "unabhängige Untersuchung" könnte genauso voreingenommen sein, wie die Autorin des Tagesschauberichts?
Diese jedenfalls konnte es sich nicht verkneifen, sich auch noch über chinesische Vorsichtsmaßnahmen zu mokieren. Die dortigen Behörden haben doch tatsächlich die Untersuchung von importierten, tiefgefrorenen Lebensmitteln verschärft.
Dabei halten "westliche Experten" die Gefahr einer Risikoübertragung auf diesem Wege für minimal. Vielleicht sollten chinesische Behörden bei der Pandemiebekämpfung doch einfach mehr auf „westliche Experten“ zum Beispiel aus den USA oder Deutschland hören, nicht wahr?