Corona: Laschets Brücke ins Nichts
In "ein bis zwei Wochen" sollten die Inzidenzen unter 100 sein
Erinnert sich noch jemand? Nachdenkzeit über Ostern hatte sich der neue CDU-Vorsitzende und Düsseldorfer Landeschef Armin Laschet ausgebeten. Tatsächlich war er dann in der Woche nach dem christlichen Frühlingsfest mit einer atemberaubenden Neuerung an die Öffentlichkeit getreten:
Ein "Brücken-Lockdown" solle her, verkündete er. Ein bis zwei Wochen soll dieser dauern, um die Inzidenz wieder unter 100 zu drücken.
Das war Anfang April. Laschets Frist ist abgelaufen und man kann sich heute in dem von ihm regierten Bundesland anschauen, wie dieser "Brücken-Lockdown" mit weiterlaufender Produktion, Berufsverkehr, zum Teil gegen den Willen der Schulleitungen offen gehaltenen Schulen und Beschränkungen nach Feierabend in der Freizeit so aussehen.
Nach den von den Kolleginnen und Kollegen der Funke-Mediengruppe zusammengetragenen Daten gibt es in Nordrhein-Westfalen am heutigen Dienstag genau zwei Landkreise mit Inzidenzen unter 100 und 18 Landkreise und Städte mit Inzidenzen über 200.
Wichtig ist dabei, dass zum einen angesichts der wachsenden Zahl von Geimpften die effektive Infektionsrate unter den nach wie vor Ungeschützten höher ist, als die Inzidenzzahl erscheinen lässt. Diese bezieht sich nämlich auf die gesamte Bevölkerung, was die Geimpften einschließt.
Zum anderen ist die Infektionshäufigkeit nicht nur regional, sondern auch unter den Altersklassen recht ungleichmäßig verteilt. Selbst bei Kleinkindern liegen die Inzidenzzahlen in einigen Landkreisen über 200 Neuinfektionen pro 100.000 in den letzten sieben Tagen.
Bei Schulkindern zwischen fünf und 14 sind diese Inzidenzen sogar überall weit überdurchschnittlich und liegen in rund der Hälfte der Landkreise und Städte über 200 und in einigen sogar über 500, so die Daten des Robert-Koch-Instituts.
Fazit: Laschets nach so reiflichem Überlegen – nach über einem Jahr bat der Ministerpräsident noch um Bedenkzeit – verkündete "Brückenlösung" führt ins Nichts. Daran erinnern wir uns vielleicht ja, wenn wir mal wieder etwas von "Brückentechnologie" hören.
Derweil geht das Sterben weiter. Während Portugal zum ersten Mal seit rund neun Monaten melden konnte, dass es am gestrigen Montag keinen neuen Corona-Todesfall gab, waren es hierzulande im Durchschnitt der letzten 14 Tage 232 täglich. Seit Anfang April sind die Zahlen wieder etwas angestiegen. Insgesamt sind in Deutschland inzwischen nicht ganz 82.000 mit Corona gestorben.
Vielleicht braucht das Land einfach doch mal eine bezahlte zwei- bis drei Wochen Pause für alle statt immer weiteres Lockdown-Jojo mit sinnlosen Ausgangssperren, Polizisten, die Arbeiter im morgendlichen Berufsverkehr kontrollieren, und Maskendeals für notleidende Unionsparlamentarier.