D-Mark heimlich für DDR-Anschluss geopfert?
Der Spiegel verfügt angeblich über geheime Protokolle, die einen engen Zusammenhang zwischen den beiden politischen Entscheidungen belegen
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel schreibt in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf ihm zugängliche Geheimdokumente, dass die Einführung des Euro angeblich der dem damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand zugebilligte Preis für die Übernahme Ostdeutschlands war.
Danach bemängelte Mitterrand beim langjährigen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), dass Deutschland seine Pläne zur Einführung einer Gemeinschaftswährung bremsen würde und "nur dann auf die Wiedervereinigung hoffen [könne], wenn es in einer starken Gemeinschaft steht". Als Mitterrand in diesem Zusammenhang auch meinte, die Deutschen stünden "vor einer sehr wichtigen Wahl", soll der aus Halle stammende Außenminister in Aussicht gestellt haben, die Wünsche des französischen Sozialisten zu erfüllen.
Während Zeitzeugen wie Hubert Védrine und Karl-Otto Pöhl dem Spiegel ein solches Junktim zwischen deutscher Einheit und Währungsunion bestätigten, wiesen der für die Einführung des Euro verantwortliche ehemalige Finanzminister Theo Waigel (CSU) und sein Nachfolger Wolfgang Schäuble (CDU) die Behauptung zurück. "Einen solchen Handel", so der damalige Kronprinz Helmut Kohls, "hat es nie gegeben".