Der Afrikaner, Alkohol, Suff, Drogen und Frauen
Entwicklungsminister Gerd Müller musste sich heute für eine etwas zu offene Darstellung seines Bildes vom schwarzen Mann entschuldigen
CSU-Mann im Shitstorm: Entwicklungsminister Gerd Müller musste sich heute für eine Rede entschuldigen, in der er afrikanische Männer per se beschuldigt hat, Geld mehrheitlich für Alkohol, Drogen und sexuelle Dienstleistungen auszugeben. "Es tut mir leid, die Aussage war zu undifferenziert", sagte Müller nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa während eines Besuchs in Marokko, wo er an der Weltklimakonferenz teilnahm. Der CSU-Mann verteidigte sich zugleich gegen Kritiker, aus dem Regierungslager und den Reihen der Opposition. Wenn man seine Rede in voller Länge betrachte, würde ersichtlich, dass sein Anliegen gewesen sei, die wichtige Rolle von Frauen und Jugendlichen für die Zukunft von Afrika hervorzuheben.
Der Entwicklungsminister hatte am 2. November bei einem bundesweiten Kongress der Unionsparteien in Bonn über die Verwendung von Ressourcen in Afrika gesprochen. Wörtlich sagte der CSU-Mann laut Videomitschnitten, die im Netz kursieren: "Wenn eine afrikanische Frau 100 Dollar verdient. Preisfrage: Wie viel bringt die nach Hause zur Familie? Die bringt 90 Dollar nach Hause. Wenn ein afrikanischer Mann 100 Dollar verdient, Preisfrage, Tobi, was bringt der nach Hause? 30 Dollar. Und Du weißt sicher, was er mit dem Rest macht (lacht): Nämlich Alkohol, Suff, Drogen, Frauen natürlich." Der afrikanische Mann investiere eben nicht in seine Kinder, die Familie, in Bildung oder in die Zukunft, so Müller weiter.
Aus den Reihen der Regierungsparteien und der Opposition kam umgehend Kritik. Gegenüber der dpa wies SPD-Generalsekretärin Katarina Barley die Formulierungen des CSU-Ministers scharf zurück: "Das ist abstoßender Rassismus, schlecht als Pseudo-Wissenschaft getarnt." Entsprechende Äußerungen seien eines Mitglieds des Bundeskabinetts nicht würdig.
Zuvor schon hatte der Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat den Fall online kommentiert: "Äußerst peinlich, wie Bundesentwicklungsminister (!) Müller (CSU) hier Vorurteile bedient", schrieb er am Samstag auf Facebook. Müller bediene ein "Stammtischlevel hoch 10". Dies sei eines Entwicklungsministers völlig unwürdig. "Bin ja mal gespannt, auf welcher empirischen Grundlage er seine Bemerkung macht. Werde ich im Bundestag mal nachfragen. Preisfrage: Wie lange bleibt ein Entwicklungsminister, der rassistische Äußerungen tätigt, noch im Amt?", so Movassat unter dem ZDF-Video, das auf Facebook inzwischen fast 250.000 Mal gesehen wurde. Auch die ZDF-Satiresendung "heute-show" hatte das Video gezeigt.
Für das Entwicklungsministerium kommt die Affäre zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Entwicklungsminister Müller hatte unlängst erst bekanntgegeben, die Zusammenarbeit mit Afrika mit zusätzlichen Geldern aus dem Bundeshaushalt voranzubringen. Ein großer Teil der Gelder seines Ressorts, die im kommenden Bundeshaushalt erheblich aufgestockt werden, sollen in Projekte mit afrikanischen Partnern fließen, so Müller.