Der Kampf um die Globuli
Nachdem der Streit in der Politik kurz aufloderte, ob homöopathische Mittel von Krankenkassen bezahlt werden dürfen, gibt es nun auch eine Petition für ein entsprechendes Verbot
Ein gutes Thema, um eine lebhafte, wenn nicht hitzige Diskussion zu provozieren, ist die Homöopathie. Hier stoßen gerne ideologische Lager aufeinander, vor allem wenn es darum geht, ob und wie homöopathische Mittel wirken (sollen). Einem rationalen, naturwissenschaftlichen Geist kann nicht mehr zuwider sein als diese zuckerhaltigen, mit Wasser und Alkohol hochverdünnten Globuli, in denen nachweislich kein Wirkstoff mehr vorhanden ist, während die Homöopathie-Gläubigen dann gerne von irgendwelchen Energien sprechen, die man halt noch nicht nachweisen könne, die aber den medizinischen Effekt verursachen sollen.
Wissenschaftlich liegt kein Beweis für eine Wirksamkeit homöopathischer Mittel vor. Sie wirken bestenfalls wie Placebos, was aber eigentlich gar nicht so schlecht ist, denn Placebos können ganz gut wirken, nur dass bei diesen eben keine Substanz wirkt, sondern der Kontext, in dem ein Mittel gegeben wird, also die Erwartung des Patienten, der Heilende, dem man vertrauen kann, längere Gespräche, irgendwelche Praktiken, Empfehlungen, Berichte von Erfolgen etc. Dabei nutzen homöopathische Mittel eher gebildete Menschen, die sich womöglich dank Rationalitäts- und Wissenschaftskritik lieber verzaubern lassen oder der Meinung sind, dass es doch andere, noch nicht nachweisbare Wirkmechanismen geben könne. Die Alternativmedizin-Industrie erklärt ohne Hin und Her, wie Ralph Schmidt, der Chef des Unternehmens Biologische Heilmittel Heel GmbH: "Homöopathie ist keine Illusion, Homöopathie wirkt."
Kürzlich ist erst wieder ein Streit darüber entbrannt, ob Krankenkassen prinzipiell weiter homöopathische Mittel erstatten dürfen, wenn deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden kann. Nicht alle Krankenkassen machen dies, manche auch nur mittels Zusatzversicherungen. Große Bedeutung hat dies angesichts der enormen Summen im Gesundheitssystem und der Milliarden, die für Medikamente ausgegeben werden, nicht. Etwa 25 Millionen Euro geben die Krankenkassen im Jahr für homöopathische Arzneimittel aus.
Wenn man dies streichen würde, würde man kaum etwas einsparen, aber Manchen geht es um Grundsätzliches, schließlich wird mit der Homöopathie das Prinzip unterlaufen, dass nur wissenschaftlich überprüfte Medikamente von den Kassen bezahlt werden dürfen. Man könnte also durchaus mit demselben Recht weitere Placebos einschleusen. Nachdem sich die politische Debatte wieder gelegt hat, wurde nun mit einer öffentlichen Petition, die in den Bundestag eingereicht wurde, die Diskussion noch einmal aufgeheizt. Die Homöopathiegegner können nun also sich dafür einsetzen, dass der Deutsche Bundestag beschließen möge, "die Homöopathie aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen" zu streichen, "bis eine Wirksamkeit dieser pseudowissenschaftlichen Methode nachgewiesen wird".
Medizinischen Nutzen gebe es keinen, die Behandlung mit homöopathischen Mitteln könne sogar gefährlich sein. In vielen Länder seien diese schon aus dem "Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen" gestrichen worden, und überhaupt: "Sämtliche Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen haben ein Anrecht, dass die gezahlten Beiträge effizient und wirkungsvoll eingesetzt werden. Die Kostenübernahme spiegelt dagegen eine von den Krankenkassen anerkannte medizinische Wirksamkeit vor, da sie diese auch bezahlen. Dies wurde bisher aber noch nie nachgewiesen." So richtig vom Hocker reißt die Petition die Menschen jedoch nicht. Sie wurde am 13.7. online gestellt, unterzeichnet haben sie aber bislang erst 760 Personen.