Der frühere Fed-Chef Volcker reitet wieder
Einflussreichster Kritiker der Finanzmärkte redet den mächtigsten Bankern ins Gewissen.
Paul Volcker, der Vorgänger Alan Greenspans als Chairman der US Federal Reserve, las den mächtigsten Banker und Regulatoren der Welt bei einem Dinner in London die Leviten: "Hat ein einziger führender Banker zugegeben, dass sie (die hohen Boni) exzessiv waren? Wachen Sie auf, Gentlemen, eure Antwort war inadäquat!"
Als anwesende Banker dann monierten, die geplanten Regulierungen würden die Innovation im Finanzsektor behindern, wurde er so richtig ärgerlich: "Die größte Innovation der letzten 20 Jahre war der Bankomat. Jemand soll mir auch nur den Schnipsel eines neutralen Beweises liefern, dass die Finanzmarktinnovationen (Volcker bezog sich auf komplexe Produkte wie Kreditderivate) zu Wirtschaftswachstum geführt haben."
Volcker kritisierte dann das allzu rosige Verhältnis zwischen Bankern und Regulatoren und erinnerte noch daran, dass der Anteil des Finanzsektors am BIP von zwei auf 6,5 Prozent angestiegen ist. Er fragt sich: "Reflektiert das ihre Finnovationen, oder reflektiert es nur, wie viel ihr bezahlt bekommt? Sie können innovativ sein wie Sie wollen, nur sollten Sie dabei nicht das ganze Finanzsystem aufs Spiel setzen." Weiter meinte er, dass den Banken der Eigenhandel verboten werden sollte: "Das sollen die Hedge Fonds machen. Und wenn dann einer Pleite geht, Pech gehabt!"
Volcker, der die Fed von 1979 bis 1987 geführt hat und jetzt Chairman des Economic Recovery Advisory Board von President Obama ist, hatte die Finanzmärkte schon im April scharf kritisiert. Viel Erfolg hatte er damit aber offenbar nicht.