Deutsche Bank stürzt ab
Offenbar ziehen Hedgefonds massiv Geld aus der Bank ab, weshalb der Bankchef von "Kräften“ spricht, die die Bank schwächen wollen
Es gibt ein Problem mit der neuen Bankenabwicklungsrichtlinie BRRD, die seit Jahresanfang in Kraft ist, das nun die Deutsche Bank (DB) massiv zu spüren bekommt. Wenn die Gerüchteküche brodelt, dass eine Bank wie die DB zu einem Rettungsfall werden könnte, ziehen sich logischerweise Anleger zurück.
Nach diesen Regeln sollen Aktionäre und die Gläubiger (Sparer) bis zu 8% der Bilanzsumme bei einem Absturz beteiligt werden. Ganz abgesehen von Spekulanten natürlich, neigen Anleger oder auch Sparer, die Einlagen über 100.000 Euro bei der Bank liegen haben, in einer unklaren Situation dazu, die Aktien loszuschlagen und Geld abzuziehen.
Damit kann sogar eine gesunde Bank in eine Schieflage gebracht werden. Doch das ist die DB angesichts der Probleme mit Milliardenstrafen in tausenden Prozessen nicht. Die Bank hat zudem noch massive Probleme mit einem völlig überdimensionierten Investmentbereich, der teuer verkleinert und umstrukturiert werden muss. Dazu leidet auch sie unter der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Tatsache, dass die Banken nun schon dafür bezahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken.
Das gilt wegen der Anleihekäufe der EZB auch, wenn Banken Geld in als stabil geltenden Staatsanleihen anlegen. Schon bei etwa 80% aller deutschen Staatsanleihen fließt Geld nicht vom Bundesfinanzminister an die Banken, sondern die müssen sogar bezahlen, um an die Staatsanleihen zu kommen. Bei Schweizer Anleihen sind schon mehr als 90% negativ.
Im Fall der angeschlagenen DB hat angesichts der unklaren Lage nun offensichtlich eine Art "Bank Run" eingesetzt. Anleger verkaufen trotz aller Dementis massiv Aktien. An der Börse in Frankfurt stürzten die Papiere am heutigen Freitag zeitweise um fast 7% ab und erstmals fiel ihr Wert unter die Marke von 10 auf 9,9 Euro. Derzeit liegt sie mit etwa 5% im Minus und wieder leicht über der Marke von 10 Euro.
Der Bankchef John Cryan hat sich angesichts einer zusehends bedrohlicher werdenden Lage in einem Brief an die etwa 100.000 Beschäftigten gewandt. Er erklärt, "dass uns einige wenige Hedgefonds-Kunden verlassen haben". Das sorge zu Unrecht für weitere Unruhe und die Bank sei "Gegenstand heftiger Spekulationen" geworden.
"Am Markt sind gerade einige Kräfte unterwegs, die das Vertrauen in die Bank schwächen wollen."
Er appelliert an die Beschäftigten, das Vertrauen zu stärken, denn es gebe "keine Basis für diese Spekulationen". Auch die "Ungewissheit über den Ausgang unseres Rechtsverfahrens in den Vereinigten Staaten ist kein Grund für diesen Druck auf unseren Aktienkurs", sagt er.
"Unsere Aufgabe ist es nun dafür zu sorgen, dass diese verzerrte Außenwahrnehmung unser Tagesgeschäft nicht stärker beeinflusst.“
Denn Vertrauen stehe im Bankgeschäft am Anfang von allem. Ob es allerdings nur bösartige Kräfte sind, die gezielt die Bank schwächen wollen, darf bezweifelt werden. Klar zieht eine solche Situation auch massiv Spekulanten an, die mit ihren Wetten die Lage zuspitzen. Aber das Problem liegt eben auch in einem neuen System, das so kaum praktikabel ist.
Jeder Sparer, der mehr als 100.000 auf der Bank liegen hat, wäre angesichts der möglichen Gläubigerhaftung mit dem "Klammerbeutel gepudert", wenn er sich angesichts der Situation nicht Gedanken darüber machen würde, zumindest einen Teil des Geldes abzuziehen.
Das gilt natürlich auch für Aktionäre, die schon mit erheblichen Verlusten zu kämpfen haben, schließlich haben die Papiere im zurückliegenden Jahr schon mehr als 60% ihres Werts eingebüßt. So muss schon jetzt gefragt werden, bevor die Gläubiger jemals zur Haftung herangezogen wurden, ob das System so überhaupt funktionieren kann, wenn es sogar eher dazu beitragen kann, dass es zu einer realen Schieflage einer Bank kommt. Letztlich sind bei der Haftung, so wie sie angelegt wurde, wieder einmal die die Dummen - wie bei einem klassischen Bank Run - diejenigen , nicht schnell genug waren oder nicht schnell handeln konnten. Große Fonds und Anleger sind das normalerweise nicht.