Die Angst um die Sparkassen in Spanien
Die Pleite der CajaSur lässt die Sorgen um das spanische Bankensystem wachsen und an den Börsen in Europa geht es bergab
Die spanische Börse ging auch am Dienstag nach der Pleite der Sparkasse CajaSur am Wochenende wieder heftig in die Knie. Der Leitindex Ibex verlor im Laufe des Tages zeitweise fast 4,5% und steht auf einen neuen Jahrestiefstand von derzeit etwa 8.900 Punkten. Es sind vor allem die Bankentitel, die nach der Sparkassen-Pleite die Börse nach unten ziehen, denn die Sorgen um die Stabilität des spanischen Bankensystems werden nun noch deutlich größer. Die zweite Pleite im spanischen Bankensystem strahlt auch international aus. Schon gestern verlor an Wall Street in New York der Dow-Jones-Index 1,2%. Und die Bankentitel ziehen auch die Börsen in Frankfurt, Paris und London zwischen 2,5 und 3 % nach unten.
Mit der CajaSur ist das einzige von der katholischen Kirche kontrollierte Institut in Spanien abgestürzt. Nach der Caja Castilla-La Mancha (CCM) hat die Zentralbank in Madrid nun am Wochenende auch das Ruder in der CajaSur übernommen, womit diese praktisch verstaatlicht ist. Die spanische Zentralbank setzte den Vorstand ab und stellte die Sparkasse unter ihre Aufsicht. Schon 2009 hatte die CajaSur 596 Millionen Verluste geschrieben und im ersten Quartal dieses Jahres waren weitere 114 Millionen hinzu. "Die Sparkasse ist von Tag zu Tag mehr ausgeblutet", erklärte ihr Präsident Santiago Gomez Sierra (
Die CajaSur mit Sitz im andalusischen Cordoba hatte zuvor die Verhandlungen über eine Fusion mit der größten Sparkasse Andalusiens abgebrochen. Seit einem Jahr verhandelte die Unicaja in Málaga mit der Cajasur, doch die lehnte am Wochenende den Zusammenschluss ab, weil angeblich keine Einigung über den Abbau von Arbeitsplätzen erzielt werden konnte. Die CajaSur begab sich lieber in die rettenden Arme des staatlichen Bankenrettungsfonds (FROB), womit aber die Zukunft der gut 3.000 Beschäftigten noch unsicherer ist. Die katholische Kirche war stets gegen eine Fusion mit der Unicaja, die von der sozialistischen Regionalregierung in Andalusien kontrolliert wird, denn die Kirche steht auf Kriegsfuß mit den Sozialisten.
In Spanien tobt vor allem unter Sparkassen eine Fusionswut, denn wie die CCM und die Cajasur haben sich viele Sparkassen und Banken in der Immobilienblase verspekuliert und leiden unter faulen Krediten. Nun soll zum Beispiel aus der Caja Mediterráneo, Cajastur, Caja Cantabria und der Caja Extremadura der größte Sparkassenverbund entstehen. Doch auch das ist eine Notgemeinschaft und muss FROB-Gelder beantragen. Im Gespräch sind derzeit 1,6 Milliarden Euro. Viele Familien können wegen der extremen Arbeitslosigkeit die Kredite nicht mehr bezahlen, weshalb der Süden besonders stark betroffen ist. Liegt die Quote im spanischen Durchschnitt bei gut 20%, ist sie im südspanischen Andalusien schon auf 27% explodiert. Aber auch viele abgestürzte Bauträger und Immobilenfirmen zahlen ihre Kredite nicht mehr zurück.
Die Regierung behauptet zwar gebetsmühlenartig, dass das spanische Bankensystem stabil sei. Doch es war allen klar, dass viele Institute in einer Schieflage sind und in die Pleite abzurutschen. Dass die Lage sehr ernst ist, zeigte sich auch daran, dass die Regierung mit der Opposition nur in der Frage der Sparkassen eine Einigung erzielen konnte. Bis zum 30. Juni wollen die beiden großen Parteien ein Gesetz ins Parlament einbringen, um die Sparkassenlandschaft zu reorganisieren und Fusionen zu erleichtern. Dass die Regierung auch hier die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen versucht, zeigt sich an ihrem Bankenrettungsschirm. Die Sozialisten hatten 2009 insgesamt 27 Milliarden Euro für die Bankenrettung zur Verfügung gestellt und für 2010 sind sogar 90 Milliarden vorgesehen.
Die Tatsache, dass Milliarden in die Bankenrettung fließen, bringt die Bürger angesichts der massiven Einschnitte ins soziale Netz, von Lohn- und Rentenkürzungen weiter gegen die Regierung auf. Gegen die Pläne, in zwei Jahren zusätzliche 15 Milliarden einzusparen, wird es wohl demnächst auch in Spanien zum Generalstreik kommen. Heute streiken schon die Beschäftigten im öffentlichen Dienst im Baskenland. Dazu hatten die nationalistischen Gewerkschaften aufgerufen, die die Mehrheit der Beschäftigten im Baskenland vertreten. Sie hatten sich ohnehin nie auf die Sozialpaktgespräche eingelassen, weil sie kein Vertrauen in die Madrider Regierung hatten und regieren deshalb schnell auf die Sparpläne.