Die OFDB wird 10

In der speziell auf deutsche Verhältnisse ausgerichteten Filmdatenbank finden sich detaillierte Informationen zur Zensurpraxis

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Deutschland in den 1990ern: Filme der Genres Horror, Action und Exploitation werden von der Zensur zerstückelt, teilweise zu Tode gequält. Chas Balun, Verfasser des Deep Red Horror Handbook, stellte damals erschüttert fest, dass er bei Aufenthalten in unserem Land selbst von eher harmlosen Familienfilmen wie Der Prinz aus Zamunda oder Indiana Jones und der Tempel des Todes verstümmelte Fassungen zu Gesicht bekommen hat.

Die Selbstbeschreibung deutscher Filmzensur als "Jugendschutz" wirkt wenig glaubwürdig, wenn man gerade einen ab 18 Jahren freigegebenen, künstlerisch über jeden Zweifel erhabenen Streifen wie etwa Clive Barkers Hellraiser für gutes Geld erworben hat - nur um festzustellen, dass auch die ausschließlich für Erwachsene freigegebene Fassung um diverse Minuten geschnitten, im Fall des zweiten Teils Hellbound sogar bis zur Sinnlosigkeit verstümmelt wurde. Doch gerade aus dieser staatlichen Bevormundung von Erwachsenen entstand eine große, aktive Szene von Liebhabern, die sich eigene Informationsplattformen schuf.

So entstand 1999 unter der Ägide des Filmfans Sascha Imme die Website Zensur in Deutschland, aus der bereits im Januar 2000 die Online-Filmdatenbank (OFDB) wurde. Anfangs von Vielen als lokalisierte Kopie der IMDB belächelt, entwickelte sich die OFDB längst zu dem Informationspool deutscher Genre-Liebhaber schlechthin. Mittlerweile haben die gut 80 000 registrierten Mitglieder an die 180 000 Filme eingetragen und mit mannigfaltigen Informationen beschrieben.

Vor allem die auf den ersten Blick ersichtlichen Zensur-Informationen zu deutschen wie internationalen Veröffentlichungen sparen dem Interessierten nicht nur das für unbrauchbare Medien ausgegebene Geld, sondern weisen ihm auch den Weg zu unbeschädigten Versionen und legen nicht zuletzt (im sich automatisch ergebenden direkten Vergleich mit den Releases aus anderen Ländern) die Willkür des sogenannten "Jugendschutzes" in Deutschland offen.