Erstmals Hoffnung auf wirksame Behandlung von Ruhr und EHEC
Mangan zeigte sich in Experimenten als eine Art Gegengift und wäre billig genug, um es auch in armen Ländern einzusetzen
Zumeist töten sie Menschen in Ländern mit schlechten Hygienestandards: Infektionen mit Shiga-Toxin produzierenden Bakterien wie dem Ruhrerreger und EHEC. Doch dieses Frühjahr war auch Deutschland von einer Epidemie besonders aggressiver EHEC-Bakterien betroffen, deren Gift neben blutigen Durchfällen auch Nierenversagen und neurologische Probleme verursachte und nicht ganz selten zum Tod führte.
Infektionen mit Shiga-Toxin bildenden Bakterien sind bislang schwer zu behandeln. Gegen Antibiotika sind die meisten Stämme resistent. Außerdem können Antibiotika die Vergiftungserscheinungen verstärken, weil der Körper beim Absterben großer Mengen der Bakterien erst recht mit Shiga-Toxin überschwemmt wird.
Jetzt aber ist nach einem gelungenen Tierversuch erstmals eine ursächliche Behandlung in Sicht: Forscher in den USA probierten aus, wie sich die Zugabe von Mangan auf den Transport des Gifts in den Wirtszellen auswirkt. In Zellkulturen behinderte Mangan den gewöhnlichen Ablauf der Vergiftung erheblich und schützte infizierte Zellen vor dem Zelltod. Das Gift wird bei Zugabe von Mangan in den Müllverwertungsorganellen der Zellen unschädlich gemacht.
Ergebnisse aus Zellkulturen sind wenig aussagefähig, aber hier gelang auch ein Behandlungsversuch mit Mäusen: Ungefährliche Dosen von Mangan schützten die Mäuse im Experiment vollständig vor einer Shiga-Toxin-Dosis, die ansonsten tödlich gewesen wäre. Das Metall, das Bestandteil wichtiger Enzyme ist, wirkte quasi wie ein Gegengift. Und es ist billig genug, um es auch in armen Ländern einzusetzen zu können. Aus der medizinischen Forschung gibt es derart eindeutig gute Nachrichten in den letzten Jahren selten.