Es wird enger für Frankreich
Moody's stuft französische Großbanken herunter und Fitch droht mit der weiteren Abstufung Spaniens
Es war erwartet worden, dass die Ratingagentur Moody's die Bonität von französischen Großbanken herabstufen würde. Nun hat die Agentur die Kreditwürdigkeit von Crédit Agricole und Société Générale um jeweils eine Stufe gesenkt. Als Begründung gibt Moody's an, dass beide Banken stark im Pleiteland Griechenland engagiert sind. Entwarnung gibt es auch nicht für die große BNP Paribas, weil die Agentur eine Herabstufung noch prüfe. Weil die BNP aber noch nicht abgestuft wurde, versucht Notenbankchef Christian Noyer zu beruhigen und spricht sogar von "vergleichsweise guten Nachricht".
Schon damit zeigt sich, dass Moody's den Druck auf Frankreich längerfristig aufrecht erhalten will, schließlich waren schon im August gezielt Gerüchte gestreut worden, dass auch Frankreich die Bestnote aberkannt werde. Das gilt auch dafür, dass nicht nur das Rating der Société Générale von "Aa2" auf "Aa3" gesenkt wurde, sondern auch Ausblick negativ gesetzt wurde. Damit sind weitere Herabstufungen programmiert. Die Crédit Agricole wurde von "Aa1" auf "Aa2" zurückgestuft.
Schon die Nachricht wirkte sich auf die Kurse an den europäischen Börsen aus. Die leichte Erholung, die am Dienstag nach dem erneuen Einbruch am Montag begonnen hatte, erhielt einen Dämpfer. Dazu kam, dass auch Fitch nachsetzt und nun droht, die Kreditwürdigkeit Spaniens zu senken. Schon im vergangenen Jahr hatte Fitch dem Land die Bestnote "AAA“ aberkannt und es für den Sparkurs bestraft.
Nun erklärt Fitch, dass sich Wirtschaftswachstum im viertgrößten Land der Eurozone verlangsamt habe. Dabei ist das ein Ergebnis des verrückten Sparkurses. Der ist in Spanien besonders absurd, da das Land unterdurchschnittlich verschuldet ist und deutlich geringere Staatsschulden hat als Deutschland und Frankreich. Beide Länder liegen mit einer Staatsverschuldung von 83,2 und 81,7% deutlich über der Stabilitätsmarke von 60%, die Spanien aber erfüllt. Die Widersprüchlichkeit der Begründung wird auch daran deutlich, dass Fitch die Drohung mit der Begründung untermauert, dass die Regionen ihre Sparziele nicht erreicht hätten.
Das ist zwar richtig und die Regionen werden das aus Brüssel über Madrid diktierte Defizit in der Mehrheit wohl kaum einhalten können. Doch hätten bei Regionen die Forderung erfüllt, wäre das minimale Wachstum sogar noch schwächer ausgefallen. Derzeit wird geschätzt, dass das Wachstum in Spanien im zweiten Quartal von 0,3% im Vorquartal auf 0,2% zurückgegangen ist. Der gering verschuldete Staat steht hoch verschuldeten Familien und Unternehmen gegenüber, die kaum die Wirtschaft anschieben können. Der geforderte Sparkurs wird das Land aber definitiv in die Rezession drücken. Dann haben Fitch und Co wieder eine Begründung, um es weiter herabzustufen.
Es zeigt sich erneut, dass der Kniefall vor den Agenturen, sogar gegen alle Widerstände eine Schuldenbremse ohne Referendum durchzupeitschen, nichts bringt, wie es die spanischen Gewerkschaften richtig kritisiert haben. Es hat sich andersherum gezeigt, dass der Druck der US-Regierung auf die Agenturen sehr wohl eine deutliche Wirkung hat. Vermutlich werden die Ratingagenturen den Druck auf den Euroraum insgesamt weiter erhöhen wollen. Sie hatten schon massiv Druck gegen die minimale Umschuldung Griechenlands gemacht und Portugal sogar regelrecht abgeschossen. Nun dürften die Risikoaufschläge für spanische Anleihen weiter steigen und das gilt wohl auch für italienische Anleihen. Das Land musste gestern für fünfjährige Staatsanleihen mit 5,6% Rendite erneut einen Rekordzins bezahlen, womit der Absturz näher kommt, weil die Sparpakete auch Italien in die Rezession führen werden.
Darin hängt Griechenland fest und Portugal ist auf dem Weg tief in die Rezession. Dass auch Italien eine Schuldenbremse in die Verfassung schreiben will, wird dem Land wenig helfen. Für Europa sollte langsam klar werden, dass den Agenturen durch eine reale Finanzmarktregulierung die Macht genommen wird, bevor es um den Euro geschehen ist. Denn ganz offensichtlich wird inzwischen auch Frankreich schon direkt angegriffen.