Facebook – Wir sollten hier helfen
20.000 Euro soll Facebook an Schaden für voreilige Zensur angerichtet haben. Dabei hätten wir doch alle zusammenarbeiten können, um das zu verhindern
Nicht neu ist es, das gab es schon in den 90ern, als AOL wegen Bildern von stillenden Müttern an Mütter Accounts sperrte. Angeblich verstieß das (die Bilder, nicht die Sperrung) gegen den von AOL verhängten Kodex und war den Damen und Herren von TimeWarner zu heiß. Honi soit qui mal y pense.
Ähnliches gibt es immer wieder von Instagram und Facebook zu berichten. Es ist sozusagen ein "ständiger Kampf um den Nippel als solchen". Man könnte müde eine abwehrende Handgeste machen und lieber wieder Katzenbilder anschauen. Aber jetzt gibt es da auch diesen Prozess eines französischen Lehrers gegen Facebook.
20.000,- EUR Schadensersatz fordert der von Zuckerberg's Zensoren. Was war passiert? Gut, streng genommen geht es nicht um eine bedeckte oder unbedeckte Brust. 2011 veröffentlichte die Lehrkraft auf seinem Account ein Bild von Gustave Colbert aus dem 19. Jahrhundert. 1866 malte der Landsmann von Frederic Durand-Baissas eine relativ explizite Darstellung des weiblichen Schosses. Er nannte das Bild den "Ursprung der Welt". Gut, das Bild war zu seiner Zeit auch ein Skandal und kann heute in hiesigen Medien auch nur unter klarem Hinweis auf die Kunstgeschichte veröffentlicht werden. Aber Facebook war das zu viel. Facebook Irland hat gleich den Account von Frederic Durand-Baissas gesperrt. Und deshalb klagt der jetzt auf Schadensersatz.
Halten wir uns nicht weiter auf mit der Frage, ob er dabei die richtige Subsidary von Facebook verklagt, darüber streiten sich die Anwälte vor Gericht derzeit tatsächlich. Halten wir uns auch nicht mit der Frage auf, warum der gesperrte und dann auch mit allen Daten verloren gegangene Account nicht unter dem Realnamen von Frederic Durand-Baissas lief. Das soll das französische Gericht am 15. März entscheiden.
Die Frage ist doch mehr, hätten wir Frederic Durand-Baissas nicht vorab betreuen und sozial einbinden können, damit er in einsamen Nächten nicht anfangen muss, Erwachsenenkunst aus dem 19. Jahrhundert zu posten. Da gibt es doch zum Beispiel jetzt Nextdoor auch in Frankreich, um sich über Soziale Netze mit dem Nachbarn gegenüber zu unterhalten. Ein einfaches "hey, ich bin Jean-Pierre vom Haus an der Ecke, wollen wir nicht mehr reden, damit Du einen Monet postest" hätte doch da schon genügt.
Und wenn das nicht klappt, könnten wir immer noch auf der anderen Seite des Wahrnehmungsprozesses arbeiten und die User vor dem Anblick eines weiblichen Geschlechtsteils vielleicht nicht schützen, aber vor eventuell dadurch ausgelöster Onanie. Jetzt hat doch Amazon für seine Mitarbeiter ein Armband herausgebracht, dass ihre Armbewegungen und Positionen genau misst.
Die Erfindung kam zwar wegen der riesigen Lagerhallen des Versenders auf, aber man könnte ja trotzdem alle Facebook-Nutzer bitten, in Zukunft, einen dieser Detektoren zu tragen. Und wenn die sich auffallend schnell hin- und herbewegen, würde ein Computer zentral die Seiten vergleichen, die man gerade auf Facebook anschaut und die einfach schließen.
So einfach und galant kann die digitale Welt sein. Fast so wie ein schönes provencalisches Abendessen.