Fake News in den Tagesthemen
WDR-Chefredakteurin fordert Gatekeeping in Social Media - Ein Kommentar
In einem Kommentar in den Tagesthemen forderte die WDR-Chefredakteurin Sonia Mikich eine Selbstverpflichtung von Facebook und Co., gegen gefälschte Nachrichten vorzugehen. Es dürfe nicht sein, dass gefälschte Nachrichten mehr Verbreitung fänden als recherchierte. Jeder habe "das Grundrecht auf eine eigene Meinung - aber nicht auf eigene Fakten".
Rechtlich gesehen verbreitete Mickich damit selbst Fake News, denn nach dem (eigentlich einfach zu recherchierenden) Art. 5 GG hat jeder das Grundrecht, "sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten", worunter selbstverständlich auch der Stammtisch im Internet zählt. Und auch "eine Zensur findet nicht statt". Befremdlich ist auch die fromme Einordnung von professionellen Nachrichten als "Fakten" - möglicherweise hat man der Prawda (deutsch: "Wahrheit") und dem irakischen Informationsminister "Comical Ali" Unrecht getan.
Mikichs Sender ist nach § 4 Abs. 1 WDR-Gesetz verpflichtet, den Religionsgemeinschaften im Programm breiten Raum einzuräumen. Bewertet man im WDR brennende Dornbüsche und aus politischem Kalkül redigierte uralte Bücher über Jungfrauengeburten als verlässliche Quellen? Diese noch immer tradierten religiösen Fake News haben unzählige Kriege ermöglicht, konservativen Politikern ins Amt verholfen und aus einer Tagesschau-Sprecherin Eva Herman gemacht.
Welche Autorität beanspruchen Journalisten wie Mikich, die sich freiwillig zu Stenographen degradieren? Wo war Mikich, als die "recherchierenden Medien" diesen Sommer Fakten zu den angeblich russischen U-Booten vor Schweden totschwiegen? Wie ernst soll man die Unabhängigkeit von ARD-Journalisten nehmen, wenn man einen Regierungssprecher zum Intendanten des BR macht? Wenn prominente Journalisten nichts dabei finden, sich auf der Atlantik-Brücke den USA anzudienen? Weshalb wohl werden Putin unbewiesene Verbrechen angelastet, während man Obama die hunderte bei völkerrechtswidrigen Drohnen-Exekutionen massakrierten Kinder durchgehen lässt? Selbst ehemaligen Tagesschauern wird ihr einstiger Arbeitgeber peinlich.
Mikich fordert von Facebook nichts weniger als die Filterung von ihrer Meinung nach gefälschten Nachrichten, so wie derzeit bereits etwa Nippel zensiert werden, wenn sie der Algorithmus für weiblich hält. Wer soll denn über Wahrheiten und deren Nachrichtenwert, Gewichtung und Präsentation entscheiden? Fordert ausgerechnet die auf Pressefreiheit angewiesene WDR-Chefredakteurin gerade Inquisition und Wahrheitsministerium? In Zeiten, in denen politisch interessierte TV-Zuschauer von Comedy-Shows brauchbarer bedient werden als von den TV-Nachrichten, die in erster Linie Feindbilder verbreiten?
Die souveräne Antwort auf Fake News ist nicht bevormundender Gouvernanten-Journalismus, sondern die Stärkung von Medienkompetenz und Rückerwerb von Glaubwürdigkeit durch solide und saubere journalistische Arbeit. Argumente statt Autorität. Vorbild statt Verbot.