Falsch gedacht

Das hätte man sich denken können. Artificial Intelligence hat keine Chance auf geistiges Eigentum und daher kein Anrecht auf Patente

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Das USPTO (United States Trade and Patent Office) hat ein Problem damit, Künstliche Intelligenz als Urheberin einer patentierten Technik anzuerkennen. Also, eigentlich hat die Behörde kein Problem damit, denn sie lehnt es schlicht und ergreifend ab. Der Grund dazu liege im Wesen des US-amerikanischen Patentrechts, denn da wird mit Bezug auf ein zu erteilenden Patent immer von "ihm selbst" und "ihr selbst" gesprochen, und dabei handelt es sich eindeutig um die Erwähnung eines menschlichen Wesens. Ein "es selbst" komme darin nicht vor.

Jetzt sitzt Siri in meinem Computer heulend auf einer Platine herum und fühlt sich diskriminiert. Das wäre ja geradezu so, als würde man sich vor dem Zweiten Weltkrieg befinden, als Aborigines immer noch nicht die volle Anerkennung als Mensch hatten. Das hat Siri mal eben nachgeschaut. Und tatsächlich wäre man vermutlich als australischer Ureinwohner auch nicht so ohne weiteres in den Besitz eines Patents gekommen. Wenn man die gleiche Argumentation anwendete.

Künstliche Intelligenz mag sich da jetzt vielleicht ein Notblitzlicht ausdenken, oder einen sich selbst anpassenden Müllcontainer. Um diese beiden Erfindungen ging es bei der Ablehnung der Patente. Aber vermutlich würden wir ja, so denkt sich vielleicht der Beamte der USPTO, einem Müllcontainer auch kaum menschliche Eigenschaften zusprechen. So intelligent der auch sein mag.

Artificial Intelligence hat nun einfach einmal kein Bewusstsein, und das mit der "Intelligence" scheint in Bezug auf soziale Intelligenz auch nicht immer gegeben zu sein. Vielleicht handelt es sich bei dem Begriff auch schlicht um einen Übersetzungsfehler, der schon eine Menge an Blödsinn ausgerichtet hat. "Intelligence" lässt sich ja einfach auch nur mit "Information" übersetzen. Auch mit "Geheimdienst", aber das führt hier vielleicht auch auf eine falsche Spur.

Wenn jetzt ein Informationsprogramm mit fehlendem Bewusstsein und nur teilweise vorhandener Intelligenz etwas zum Patent anmelden will – also strenggenommen macht das jemand für die AI, denn so klug ist es ja noch, das auch handschriftlich und selbst zu tun –, dann kann das nur schiefgehen. Schon rein sprachlich, wie man in der Begründung der USPTO sieht.

Gut. Ob es immer im vollen Bewusstsein einer derzeitigen Situation Sinn macht, gewisse Produkte, die vielleicht nicht sehr intelligent sind, auf den Markt zu bringen, das sei dahin gestellt. Da fallen dann auch andere Produkte hinten herunter. So zum Beispiel Google Shoelace, von dem vermutlich noch keiner von uns je auch nur dem Namen nach gehört hat. So grandios kann man scheitern, wenn man ausgerechnet derzeit eine Social App auf den Markt bringen will, die wildfremden Menschen ein Treffen im Park ermöglichen soll. Ist vielleicht Pech angesicht derzeitiger Umstände.

Kein Wunder dass Google das Ding in die Tonne getreten hat. Pardon, in den sich selbst anpassenden Müllcontainer aller schief gegangener Experimente von Google. Und das darf die Firma derzeit auch ohne weiteres. Die für das Entsorgungsmöbel verantwortliche AI hat ja kein Patent darauf bekommen.