Finanzmärkte: Stresstest gescheitert

Die Zinsaufschläge für spanische und italienische Staatsanleihen steigen auf neue Rekordwerte

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Dass ein Stresstest, der die Banken nicht auf Stress testet, auch keine Beruhigung auf den Finanzmärkten bringen würde, war zu erwarten. Erstaunlich war eher die Naivität von Politikern wie Finanzminister Wolfgang Schäuble, die angesichts der schlecht getarnten Beruhigungspille von einem "wertvollen Beitrag" sprachen, um Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit der europäischen Banken zu schaffen.

Da der lasche Test nur wenig über die realen Risiken der Finanzinstitute aussagt, schlossen alle europäischen Börsen am Montag deutlich im Minus. Im Absturzland Portugal ging es erneut 2,5% bergab. Der PSI-Index hat das Vorjahrestief von 6624 Punkten nicht nur zeitweise unterschritten, sondern Lissabon schloss heute mit 6561 Punkten.

So ist auch der sogenannte Risikoaufschlag für zehnjährige spanische Staatsanleihen erneut auf einen Rekordwert gestiegen, nachdem er im Laufe der vergangenen Woche wieder etwas gefallen war. Am Sekundärmarkt näherten sich die Zinsaufschläge gegenüber deutschen Anleihen zum Teil der Marke von 380 Basispunkten. Damit liegen die spanischen Zinsen erneut fast 4 % über den Bundesanleihen. Zum Börsenschluss waren es 370 Basispunkte, also mehr als der Rekordstand am vergangen Dienstag (363). Mit Renditen von gut 6,3% werden die spanischen Anleihen so teuer wie noch nie seit der Einführung des Euro gehandelt.

Die Absturzmarke, als Griechenland, Irland und Portugal bei einem Zinssatz von 7% Nothilfe beantragen mussten, rückt in dem Absturzland immer näher. Analysten hatten aufgezeigt, dass sich in diesen Fällen die Zinsen durchschnittlich nur drei Wochen zwischen 6 und 6,5% gehalten hatten. Darauf sei eine Phase von nur gut zwei Wochen gefolgt, in der sie zwischen 6,5 und 7% lagen, bevor der Nothilfeantrag erfolgte.

Spanien steht aber nicht allein im schweren Sturm. Der Wettlauf mit Italien hält an, welches der beiden großen Euroländer zuerst abstürzt. Der Zinsaufschlag für Italien ist schon auf fast 340 Basispunkten angelangt und hat erstmals die Marke von 6% überschritten. Da Italien im Verhältnis zur jährlichen Wirtschaftsleistung (120%) doppelt so hohe Schulden wie Spanien hat, lasten die Zinsaufschläge auf dem Land sogar noch deutlich schwerer, auch wenn der Zinssatz noch etwas geringer ist.

Die Verunsicherung steigt angesichts des EU-Gipfels am Donnerstag wieder deutlich an. Schließlich hat nun auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Schuldenschnitt für Griechenland nicht mehr ausgeschlossen. Der wird nun allseits gefordert. Damit sind die Kriterien des Stresstests nur zwei Tage nach der Veröffentlichung der Ergebnisse schon wieder hinfällig, weil ja eine solches Szenario aus politischen Gründen ausgeklammert worden war. Klar ist, das Spanien besonders in Bedrängnis gerät. Schließlich hatten fünf Institute nicht einmal den laschen Test bestanden und etliche schafften nur knapp die Hürde.

Unter ihnen war auch die Bankia, ein Zusammenschluss sieben über die Immobilienblase gestresster Sparkassen, die noch schlechter als gestresste Landesbanken in Norddeutschland abgeschnitten hat. Deren Börsengang wurde verhagelt. Der Sparkassenbund, der zur Bank konvertiert, um höhere Kapitalanforderungen zu umgehen, die nun von Sparkassen verlangt werden, musste den Ausgabepreis für die Aktien deutlich senken. Eigentlich wollte die Bank unter Leitung von Rodrigo Rato, einst Chef des Internationalen Währungsfonds, die Anteilsscheine ab Mittwoch zum Preis zwischen 4,4 und 5,05 Euro loswerden. Nun gibt sich die Bank, die den Börsengang ohnehin schon verschoben hatte, mit 3,75 Euro zufrieden. Sie braucht frisches Kapital, um wenigsten die Kapitalanforderungen für Banken zu erfüllen.

Vertrauen schafft auch nicht gerade, wenn heute die spanische Zentralbank mitgeteilt hat, dass die Kreditausfallquote ebenfalls auf einen neuen Rekordwert mit 6,5% geklettert ist. Unklar ist, was sich dahinter verbirgt, dass die Banco de España nicht mehr zwischen Banken, Sparkassen und anderen Instituten aufschlüsselt. Denn während gerne von den gefährdeten Sparkassen gesprochen wird, hatten die Banken just mit den Stresstestergebnissen vor einem Jahr bei Kreditausfällen zu den Sparkassen aufgeschlossen und sie seither abgehängt. Das lässt wenig etwas Gutes für die reale Kapitalausstattung spanischer Banken vermuten. Die Regierung weiß um die Probleme der Banken, deshalb verlangt sie von ihnen nur eine Kernkapitalquote von 8%, von den Sparkassen aber 10%.