"Fischadler" für Uganda

Der US-Senkrechtstarter hatte eine geheime Vorgeschichte

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Die US-Streitkräfte suchen derzeit den Dschungel-Warlord Joseph Kony, dem die Entführung Tausender Kinder zur Last gelegt wird. Hierzu verlegen die USA Spezialeinheiten nach Uganda, die mit dem Senkrechtstarter CV-22 "Osprey" ("Fischadler") operieren. Im Gegensatz zu Helikoptern, die eine begrenzte Reichweite haben, kann die Osprey als Flugzeug große Distanzen mit hoher Nutzlast überwinden, dank ihrer Kipprotoren jedoch ohne Runway landen. Während das Absetzen von Spezialeinheiten aus Flugzeugen mit dem Fallschirm bewerkstelligt werden konnte, war die Aufnahme von entfernten Bodeneinheiten früher nur für einzelne Kämpfer mit dem tollkühnen Skyhook-System möglich, das für Kampfsituationen eher ungeeignet war.

Das Problem, eine Gruppe von Personen auszufliegen, stellte sich 1980 bei der missglückten Geiselbefreiung im Iran, wo protestierende Studenten in der US-Botschaft das Personal gefangen hielt. Für die geheime Befreiungsaktion "Operation Eagle Claw" landeten heimlich Transportflugzeuge in einer Salzwüste, um von dort aus Spezialeinheiten mit Helikoptern zu den in Teheran festgehaltenen 49 Geiseln zu fliegen. Drei der Hubschrauber fielen jedoch aus, ein weiterer kollidierte am Boden mit einem Transportflugzeug.

Die Strategen planten daraufhin, mit einem Transporter in einem benachbarten Sportstadion zu landen, um dort dann befreite Geiseln und Spezialeinheiten aufzunehmen. Das Stadion bot dem für die "Operation Credible Sport" ausgwählten Transporter C-130 "Herkules" allerdings keine ausreichende Runway. Um dennoch im Stadion landen und wieder starten zu können, montierten die Militärs pragmatisch diverse Raketen an die Maschine, welche das Flugzeug durch Gegenschub bremsen und durch Rückschub in die Luft heben sollten. Nach mehreren Monaten funktionierte das System tatsächlich. Bei der letzten Testlandung ging das Flugzeug allerdings in Flammen auf. Die Mission wäre jedoch ohnehin sinnlos gewesen, weil die Geiseln inzwischen längst aufgeteilt und an geheimen Orten versteckt wurden.

1982 päsentierten die Ingenieure einen funktionsfähigen Prototypen, der allerdings nicht in Dienst gestelt wurde. Stattdessen plante man den Senkrechtstarter Osprey, der erstmals 1989 abhob, aber erst seit 1997 in Serie produziert wird.