Footballstar und Mafiaboss
Die mexikanische Polizei nimmt Edgar "La Barbie" Valdez Villarreal fest
Schlichtere Sozialpädagogen und Politiker propagieren häufig Sport als eine Art Allheilmittel, das unter anderem vor Drogen und Kriminalität schützen soll. Die Karriere des jetzt in Mexiko festgenommenen Mafiabosses Edgar "La Barbie" Valdez Villarreal legt nahe, dass an dieser Hypothese wohl noch etwas gearbeitet werden muss. Valdez war nämlich während seiner Schulzeit ein Footballstar.
Den Spitznamen "Barbie" bekam der Ex-Leibwächter von Joaquin "El Chapo" Guzman Loera und Anführer des Exekutionskommandos Los Negros angeblich wegen seiner blauen Augen und seiner hellen Haut. Tatsächlich sieht Valdez nicht aus wie ein Mexikaner und ist auch keiner: In seiner us-amerikanischen Heimat wuchs er in einer bürgerlichen Familie auf, bis er begann, für das Kartell von Sinaloa zu arbeiten. Der rasante Aufstieg des für seine Gewaltbereitschaft bekannten Sportlers mündete Ende 2009 in der Übernahme der Führung der Beltrán-Leyva-Bande, die ihm allerdings von Hector Beltran Leyva streitig gemacht wurde. Valdez ist auch der Hauptverdächtige im Fall des Fußballspielers Salvador Cabañas Ortega, dem angeblich deshalb eine Kugel in den Kopf gejagt wurde, weil er für den Verein Club América nicht gut genug spielte.
In Mexiko tobt seit Jahren ein "Drogenkrieg", dem bisher mehr als 28.000 Todesopfer zugeschrieben werden. Erst unlängst wurden in Cuernavaca vier Geköpfte von einer Brücke gehängt – versehen mit der von Hector Beltran Leyva unterzeichneten Warnung, dass Unterstützern von Valdez das gleiche Schicksal drohen würde.
Dass Valdez' Verhaftung die Gewalt stoppt, wird von Beobachtern trotzdem nicht erwartet: Zum einen stehen innerhalb der Banden mehr als genügend potenzielle Nachfolger bereit, zum anderen gibt es noch zahlreiche andere Kartelle, die nicht vor dem Einsatz extremer Gewalt zu Geschäftszwecken zurückschrecken. In der Grenzstadt Ciudad Juarez etwa fand man erst in der letzten Woche die Körper von 72 Arbeitsmigranten, die möglicherweise allein zur Abschreckung getötet wurden.