Fridays For Future: Zwei Krisen gerecht werden
Schülerinnen und Schüler protestieren im Internet für Klimaschutz und Solidarität mit dem Pflegepersonal
Auch am vergangenen Freitag war für die international Jugendbewegung Fridays For Future wieder Aktionstag. In vielen Ländern sind die Schulen inzwischen geschlossen und Versammlungen nicht möglich, also wurde der Protest für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit ins Internet verlegt.
Dort posteten dann Jugendliche zum Beispiel aus Schottland, Indien oder Russland, aus dem Senegal,
Großbritannien und Sierra Leone oder aus Uganda Fotos von sich mit ihren Protestschildern.
Luisa Neubauer, eine der deutschen Koordinatorinnen der Bewegung, schreibt in ihrem Twitter-Account, dass der Coronavirus uns sicherlich noch lange beschäftigen werde, die Klimakrise deswegen aber nicht aus der Welt sei. "Irgendwie, irgendwann, sehr schnell, werden wir lernen müssen den zwei Krisen gerecht zu werden, ohne sie gegenseitig zu befeuern."
Autoritäre Charaktere
Wie leider üblich finden sich unter Neubauers Post jede Menge Trolle ein, die die Forderung der AfD aufgreifen, die Kinder zur Zwangsarbeit aufs Feld zu schicken. Mutmaßlich die gleichen, die sich noch vor drei Monaten über ein ziemlich witziges Kinderlied aufgeregt haben.
Es ist ja ohnehin erstaunlich, wie autoritäre Charaktere in und außerhalb der Parlamente die große Solidarität der Menschen und ihre Einsichtsfähigkeit geflissentlich übersehen und allerlei Notstandsphantasien aus der Mottenkiste kramen.
Nebenwirkungen der Konjunkturpakete
Derweil haben Umwelt- und Klimaschützer nicht nur in Deutschland Angst vor vermeidbaren Nebenwirkungen der Konjunkturpakete, die der durch die Coronakrise schwer angeschlagenen – und schon vorher kriselnde – Wirtschaft auf die Beine helfen sollen.
In Kanada macht ein Aktivist mit seinem Schild darauf aufmerksam, dass "die fossilen Industrien", also Ölkonzerne, Kraftwerksbetreiber, Autoindustrie und ähnliches, 15 Milliarden kanadische Dollar (9,6 Milliarden Euro) an Unterstützung erhalten sollen.
Unterstützung des Pflegepersonals
Für Berliner Fridays-For-Future-Aktivisten steht derzeit die Unterstützung des Pflegepersonals im Vordergrund. Sie retweeten eine Aktion von Krankenschwestern, die mehr Personal, mehr Geld und Enteignung der privaten Krankenhausbetreiber fordern. Dadurch, dass das Gesundheitswesen in den letzten 25 Jahren ganz auf Profit getrimmt wurde – hier ausführlich erklärt – hat Deutschland inzwischen Europas größte private Krankenhauskonzerne.
Was das für die Beschäftigten in der aktuellen Krise bedeutet beschreibt eine Krankenschwester im Berliner Tagesspiegel. Die Arbeit sei schon jetzt kaum zu schaffen, aber nun habe der Bundesgesundheitsminister auch noch die Personaluntergrenzen für bestimmte Stationen aufgehoben.
Außerdem kritisiert sie scharf die vorgeschlagene Lockerung der Quarantänevorschriften für Pflegekräfte, die Kontakt zu Infizierten haben. Sie könne natürlich nicht immer Abstand zu den entsprechenden Patienten halten, würde dann aber auf dem Weg zur Arbeit oder beim Einkauf Menschen gefährden.