Für Klimaschutz und Verkehrswende
Weltweit gehen am Freitag Klimaschützer auf die Straße um an das 1,5-Grad-Ziel zu erinnern. Hierzulande wird auch gegen Autobahnen demonstriert
In Hessens Dannenröder Forst ist das letzte Baumhaus zerstört und geräumt, der letzte Baum in der Autobahnschneise gefällt, doch aufgeben wollen jüngere wie ältere A49-Gegner nicht. Auch polizeiliche Zerstörungswut und exzessive Gewalt haben ihren Widerspruchsgeist nicht brechen können.
Das Protest-Camp abseits von Schneise und Baustelle existiert weiter und die Klima- und Waldschützer weisen darauf hin, dass auch die Bauarbeiten in den nächsten Jahren nicht ohne Protest und Aktionen des zivilen Ungehorsams bleiben werden. (Hier ein kleines Video der Aktivisten von Ende Gelände vom vergangenen Wochenende.)
An Gründen, weiter zu machen, hat es jedenfalls keinen Mangel. Der Straßenverkehr trägt rund 20 Prozent zu den deutschen Treibhausgasemissionen bei und die notwendige drastische Verminderung ist mit dem Bau neuer Autobahnen nicht vereinbar.
Erst am Mittwoch hatte eine neuer Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP festgestellt, dass die Lage ernst ist. Die Weltgemeinschaft steuere mit ihren Treibhausgasemissionen weiter auf eine "katastrophale Erwärmung von mehr drei Grad Celsius noch in diesem Jahrhundert zu – weit über die Pariser Ziele hinaus, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu beschränken und 1,5 Grad Celsius anzustreben".
Entsprechend hat der Widerstand gegen die Rodung in Mittelhessen auch dem Protest gegen zahlreiche andere Autobahnproteste Aufwind gegeben. Am heutigen Donnerstag besetzten zum Beispiel Aktivisten im niedersächsischen Hannover Büros der dortigen Grünen, um gegen den Autobahnbau im benachbarten Hessen und die Rolle der grünen Landesminister dabei zu protestieren.
Demonstrationen
Am Samstag soll es in verschiedenen Städten Fahrraddemos auf den örtlichen Autobahnen geben. Aus Solidarität mit den Anwohnern und Besetzern und um an das vor fünf Jahren in Paris unterzeichnete, aber weitgehend missachtete Klimaübereinkommen zur erinnern. Radler werden unter anderem in Göttingen, Hamburg, Kiel, Berlin, Bremen und am Sonntag in Köln unterwegs sein.
Ein weiteres Ziel dabei: auf die aus der Zeit gefallenen Planungen des Bundesverkehrswegeplans aufmerksam machen. Mit 132,8 Milliarden Euro bis 2030 ist in ihm der Erhalt- und Neubau von Bundesfernstraßen noch immer der größte Einzelposten, auf den etwas mehr als die Hälfte aller Ausgaben entfallen. 899 Kilometer neue Autobahnen sollen in den nächsten zehn Jahren entstehen. Hinzu kommt ein Ausbau bestehender Strecken auf einer Länge von 1741 Kilometern.
Am heutigen Freitag plant das internationale Fridays-for-Future-Netzwerk der Jugendlichen einen globalen Aktionstag. Hier wird vor allem die Pariser Klimaübereinkunft im Mittelpunkt stehen, deren Ziel, die globale Erwärmung möglichst auf 1,5 Graf Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, von vielen Regierungen ignoriert wird. Auch in Deutschland, das das Abkommen wie viele andere Staaten ratifiziert hat.
Aktionen sind unter anderem in Japan, Iran, Israel, Nigeria, China und zahlreichen anderen Ländern geplant. Hier findet sich eine globale Übersicht und hier eine Liste der hierzulande geplanten Aktionen. Oft sind es kleinere Happenings, manches findet im Internet statt, überall sind die Teilnehmer stets aufgerufen, Abstand zu halten und Maske zu tragen.