Gummimensch im Polizeiwagen - wie sich ein Linkshänder trotz Handschellen in die rechte Schläfe schießt

Außer Kontrolle

Im Fall Chavis Cater wird nunmehr eine Ermittlung beginnen. Chavis Carter war in einem Polizeiwagen in den USA umgekommen – der Fall wirft Fragen auf

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Chavis Chacobie Carter, dies vorab, wurde nicht einfach so von der Polizei festgenommen. Zusammen mit zwei Freunden fuhr der 21jährige Chavis in einem Pickup, als die Polizei die Drei anhielt und durchsuchte. Der Pickup fuhr ohne Licht und die Polizei war durch einen Anrufer auf diese Situation aufmerksam gemacht worden. Bei Chavis wurde Marihuana gefunden. Nachdem ein Polizist den Namen "Chavis Chacobie Carter" abfragte, ergab sich, dass Carter in einem anderen Bundesstaat gesucht wurde. Nachdem Carter wegen eines Drogendeliktes vor Gericht erscheinen sollte, dieser Vorladung aber nicht nachkam, erging ein Haftbefehl.

Die Polizisten, die den Pickup gestoppt hatten, handelten schnell. Chavis Carter wurde erneut durchsucht, mit Handschellen gefesselt und auf die Rückbank des Streifenwagens gesetzt. "As protocol he was handcuffed behind his back and double locked, and searched", heißt es von offizieller Seite. Doch bei der Untersuchung, so weiter, hatten die Polizisten eine kleine Handfeuerwaffe übersehen. Die Polizisten befragten noch die anderen beiden Insassen des Pickups, standen noch kurze Zeit vor dem Streifenwagen, als sie danach wieder einstiegen, fiel ihnen Brandgeruch auf, sie fanden Chavis Carter schwerverletzt im Wagen vor, er hatte sich mit der übersehenen Handfeuerwaffe, einer Cobra, in die rechte Schläfe geschossen. Der 21jährige erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Soweit die offiziell auch bestätigte Zusammenfassung der Ereignisse, die derzeit für Rassismusvorwürfe gegenüber der US-amerikanischen Polizei sorgt. Hierbei ist zu erwähnen, dass Eltern oft, egal welche Straftaten ein Kind begangen hat, dieses per se als gut, brav usw. ansehen. Allein die Vorwürfe der Eltern insofern als Zeichen dafür, dass an der Darstellung etwas nicht passt, anzusehen, wäre daher kurzsichtig.

Artistik?

Wichtig ist aber, dass auch die Polizisten nicht bestreiten, dass Chavis Carter mit Handschellen hinter seinem Rücken gefesselt war. "Double-locked" bedeutet, dass die Handschellen arretiert waren, damit es dem Delinquenten unmöglich ist, sie z.B. versehentlich stärker anzuziehen und sich dadurch zu verletzen. Es wird also nicht bestritten, dass Chavis Carter sich nur innerhalb bestimmter Grenzen bewegen konnte. Die Polizei sagt, dass bei der Durchsuchung eine Handfeuerwaffe übersehen wurde, die Carter entweder auf der Rückbank liegen ließ (wo er sich z.B. auf sie setzte) oder die er dann bei sich trug. Die entscheidende Frage jedoch lautet, wie es Cahvis Carter möglich war, sich trotz der arretierten Handschellen mittels der Handfeuerwaffe in die Schläfe zu schießen.

Um zu demonstrieren, wie dies möglich war, hat die Polizei ein entsprechendes Video online gestellt, in dem ein Polizist sich trotz Handschellen mit einem Gegenstand an die Schläfe zielt. Nur zeigt das Video einen Rechtshänder, der sich mit der rechten Hand in die rechte Schläfe schießen könnte, was unter vermehrten Kraftaufwand (wie im Video gezeigt) durchaus möglich wäre. Chavis Carter war Linkshänder, weshalb ein Schuss in die linke Schläfe, wenn er denn durch ihn selbst initiiert worden wäre, logischer erscheint. Auch sind keinerlei Aufnahmen z.B. der Handgelenke bisher aufgetaucht, welche jedoch nach einer solchen etwas akrobatisch anmutenden Aktion Anzeichen dafür aufweisen müssten, dass die Handschellen zumindest kurzfristig stärker in die Handgelenke einschnitten. Der Anwalt der Familie des toten Chavis Carter nannte das Video dementsprechend auch "odd" (seltsam), er stellte die Frage in den Raum, warum die Polizei nicht einfach erläutert, welche forensischen Ergebnisse die derzeitige Ansicht der Selbsttötung erhärten würden.