Hacker drucken Dir den Kopf zurecht

Also doch, es ist scheinbar einfacher als man denkt, will man Face ID auf einem iPhone knacken. Aber will man das?

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Ganz stolz hat mir mein Freund Hans neulich wieder sein iPhone unter die Nase gehalten und mit einem "Los, schau da rein" wieder diese langweilige Produktpräsentation angestoßen, die ich jetzt schon des öfteren über mich ergehen hab lassen. Face ID ist toll, jaaaaa, das Mobiltelefon erkennt seinen Nutzer und schaltet das Gerät frei, jaaaaaa. Und es hilft auch nix, wenn man ein Foto von ihm oder ihr davor hält, jaaaaa,

Ich weiß.

Aber dann habe ich Hans mit einem kleinen Trick beunruhigen können, der ihn jetzt vielleicht ein wenig verstummen lässt. Wenn man nämlich den gleichen Besitzerkopf 3D scannen und dann als 3D-Druck vor die Linse halten kann, dann murmelt das iPhone leise "Papa..." und schaltet die Sicherungen aus. Auf jeden Fall scheint das ein paar Hackern gelungen zu sein. Also, das mit dem 3D-Druck, das mit dem murmelnden iPhone kann ich nicht belegen.

Gut, man kann sich natürlich jetzt fragen, ob es nicht ein wenig irritierend sein dürfte, wenn man von unbekannten Menschen auf der Straße mit dem Angebot für einen kostenlosen 3D-Print vom eigenen Kopf angesprochen wird. Klingt irgendwie beunruhigend, zumindest nicht weniger beunruhigend als die kostenlose Weitergabe eins "Wachturms" vor dem Eingang eines Kaufhauses. Und da wissen wir ja alle, wie euphorisch wir gerade vor Weihnachten darauf reagieren.

Jetzt kann man sich natürlich schon fragen, wie intelligent so ein iPhone ist, wenn man ihm einen ganz in Weiß geprinteten Taglinger-Schädel hinhalten könnte, und dann sprerrt das blöde Teil trotzdem frei. Als ob ich plötzlich als Vollzeitalbino durch die Gegend rennen würde. Aber vermutlich gibt es bald einen Update dazu in iOS, und dann malen diese Hacker eben meinen geprinteten Schädel wie eine Schaufensterpuppe an. Und dann gibt es wieder einen Update, der Schaufensterpuppen...

Oder irgendwann schlägt der KI-Hammer zu, so wie in Südkorea, wo bereits Künstliche Intelligenz eingesetzt wird, um Voice Phishing-Anrufe herauszu...fischen. Gut, musste ich auch erst mal lernen, dass es Voice Phishing gibt, aber es gibt ja nix, was es nicht in Südkorea gibt. Und dann muss ich sagen, dass wir vielleicht in die vollkommen falsche Richtung denken.

Was braucht man schon viel an Intelligenz, wenn man die zehn immer noch am häufigsten genutzten Passwörter anschaut, die es angeblich heute (!) noch ins System schaffen:

1) 123456
2) password
3) 123456789
4) 12345678
5) 12345
6) 111111
7) 1234567
8) sunshine
9) qwerty
10) iloveyou

Da kann man leise über soviel Blödkopfigkeit in der Welt jammern, oder man vergegenwärtigt sich, dass wir vielleicht eh alle so 0815 ausschauen, dass 30 Prozent eines Face ID-Phishings schon deshalb laufen, weil wir alle zum gleichen Friseur rennen und den gleichen miesepetrigen Gesichtsausdruck vor Weihnachten haben.

Wie soll uns da ein iPhone denn noch auseinander halten?