Hält Trump die JFK-Akten nun doch unter Verschluss? UPDATE: Nein.
Die für den 26.10.2017 geplante Veröffentlichung der noch geheimen Dokumente zum Kennedymord ist unsicher. Update: War unsicher.
Nach dem JFK-Act von 1992 sollen sämtliche Akten zum Attentat auf John F. Kennedy nach 25 Jahren, mithin spätestens am kommenden Donnerstag, der Öffentlichkeit übergeben werden. Ein erster Teil der Akten war bereits vor Monaten veröffentlicht worden (Erste der letzten Kennedy-Akten freigegeben - Bürgermeister von Dallas war CIA-Agent). Nun meldet jedoch das Magazin Politico unter Berufung auf Trump-nahe Beamte, die CIA übe offenbar erfolgreich Druck auf Trump aus, um die noch gesperrten ca. 3.000 Dokumenten weiter zurückzuhalten.
UPDATE: Trump hat nunmehr auf Twitter entsprechende Gerüchte dementiert und angekündigt, die Kennedy-Akten freizugeben.
Grund für die ursprüngliche Geheimhaltungsfrist des JFK-Acts soll u.a. der Umstand gewesen sein, dass die Sicherheitsbehörden einige der Dokumente erst in den 1990er Jahren eigens für das Komitee angefertigt hätten, das nach dem Kinofilm "JFK" das Attentat erneut untersuchte. Eine Veröffentlichung hätte angeblich die laufende Arbeit der Geheimdienste gefährden können. Allerdings stammen die meisten der noch gesperrten Akten aus den 1960er und 1970er Jahren.
Familiengeheimnisse
Als Grund für eine Fortsetzung der Geheimhaltung über 26.10.2017 hinaus soll einem Informanten zufolge die Tatsache sein, dass einige der betroffenen Personen auch 54 Jahre nach dem Attentat noch leben. Die CIA dürfte jedoch handfestere Gründe für ihren Wunsch nach Schweigen haben. So hatte die CIA mit beträchtlichem Aufwand Attentatsforscher und Ermittler wie Bezirksstaatsanwalt Garrison überwacht und mit Schmutzkampagnen nahezu mundtot gemacht.
Das bislang zurückgehaltene Material betrifft u.a. verstorbene CIA-Leute wie Mord-Planer William K. Harvey (Der "amerikanische James Bond" liquidierte nicht nur ausländische Staatschefs), David Phillips, E. Howard Hunt und den CIA-Killer David Morales. Mit Spannung wird außerdem das geheime Verhör von CIA-Mastermind James Jesus Angleton erwartet, der 1975 hinter verschlossenen Türen vor dem Senat aussagen musste.
Angleton fungierte gegenüber der Warren-Kommission als Verbindungsmann für die Untersuchung des JFK-Attentats. Als er 1974 den Geheimdienst verließ, musste der neue CIA-Direktor Colby Angletons Safe gewaltsam öffnen lassen. Darin entdeckte man Dokumente, die darauf hindeuteten, dass es eine Schatten-CIA gab. Zwei Jahre vor Angletons Tod offenbarte dieser:
"Wenn man mit ihnen [den Gründervätern der CIA] in einem Zimmer war, war man umgeben von Menschen, die verdientermaßen in der Hölle enden würden. Ich denke, ich werde sie da bald treffen. … Die CIA hat Zehntausende anständiger Menschen getötet. … Wir spielten mit Menschenleben, als ob sie uns gehören würden."
"Verschwörungstheorien"
Auch der aktuelle US-Präsident gesellte sich zu den von der CIA sogenannten Verschwörungstheoretikern, und beschuldigte im Wahlkampf mal locker den exilkubanischen Vater seines republikanischen Parteirivalen Ted Cruz, in das Attentat verwickelt zu sein. Trumps Freund und Berater Roger Stone sieht den demokratischen Vizepräsident Lyndon B. Johnson hinter dem Mord, der damals als Lame Duck galt.
Zu den Überlebenden zählt auch der Mann, der den JFK-Act unterschrieb: der heute 93-jährige Ex-Präsident George H. W. Bush. Der Sohn des zwielichtigen Unternehmers, Politikers und Geheimdienst-Aufsehers Prescott Bush gehört zu den sehr wenigen Amerikanern, die sich nicht erinnern können, wo sie am Tag des Kennedy-Attantats gewesen waren. Bush wird verdächtigt, als damaliger Unternehmer die CIA-Invasion in der Schweinebucht und Operation 40 unterstützt zu haben. Demnach gehörte Bush zu jenen Kreisen, die Richard Nixon als "die ganze Schweinebucht-Sache" bezeichnete.
Prescott Bush war eng mit dem von Kennedy abgesetzten CIA-Chef Allen Dulles befreundet, dessen Anwaltskanzlei ihn auch vertrat. George Bush selbst fungierte zwischen 1976 und 1977 als CIA-Chef und profitierte nach Ende seiner Präsidentschaft von seiner Außenpolitik als Berater des Rüstungskonzerns Carlyle Group. Die Bushs verkörpern damit wie wenige den Militärisch-Industriellen Komplex, vor dem Präsident Eisenhower gewarnt hatte. Autoren wie Oliver Stone und David Talbot vermuten diese Kreise als die Kräfte hinter dem Anschlag.