Hinweise auf eine 15.000 Jahre alte Ursprache gefunden

Forscher haben "besonders haltbare" Wörter von sieben eurasischen Sprachfamilien analysiert

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Der Biologe und Evolutionstheoretiker Mark Pagel von der britischen Universität Reading und seine Kollegen Quentin D. Atkinson, Andreea S. Calude und Dr Andrew Meade, Linguisten und Biologen versuchten, einer Art Ursprache auf die Spur zu kommen. Ihrer jüngsten Arbeit liegt die Annahme von besonders konservierten ("ultraconserved") Wörtern zugrunde, die Schlüsse auf einen gemeinsamen Ursprung von sieben euroasischen Sprachfamilien zulassen.

Die meisten Wörter, so die Sprachforscher, würden sich zu schnell ändern, um einen Nachweis ihrer Herkunft zu erlauben, der sich weiter als 5.000 bis 9.000 Jahre in die Vergangenheit erstreckt. Doch gebe es Wörter, die solchen Veränderungen widerstehen und die möglicherweise Rückschlüsse auf Verbindungen zwischen Sprachen zulassen, die älter sind als diese Zeitbarriere.

Wie bereits in einer früheren Arbeit von 2007 angelegt versuchten die Wissenschaftler mithilfe statistischer Analysen des gegenwärtigen Sprachgebrauchs eine Reihe solcher besonders haltbarer Wörter vorherzusagen, die in den sieben großen eurasischen Sprachfamilien vorkommen und damit letztendlich Schlüsse auf einen gemeinsamen Ursprung, eine Art Ursprache, zulassen.

Es gibt bestimmte elementare Wörter, die in mehreren Sprachfamilien vorkommen, und auffallend häufig gebraucht werden, sie werden nur alle 2.000 bis 4.000 Jahre ersetzt und es gibt Wörter, Pronomen, Adverbien, Zahlwörter wie z.B. "ich", "du", "hier", "eins", die nur alle 10.000 oder 20.000 Jahre ersetzt werden, so die Wissenschaftler. Im Zentrum ihres Interesses stehen sogenannte Kognaten. Damit gemeint sind miteinander "ur"-verwandte Wörter in Klang und Bedeutung in verschiedenen Sprachen wie z.B. Bruder, brother, frère, bhratr (Sanskrit), frater. Sie dienen den Sprachforschern als eine Art Sprach-"Gene", welche die Spur zur Ursprache weisen sollen.

Nach bestimmten Regeln, wie etwa, dass "f" in germanischen Sprachen häufig zu "p" in romanischen Sprachen wird, kann man sogenannte Proto-Wörter konstruieren. Pagel und seine Kollegen fanden heraus, dass die Proto-Wörter, die sie über Häufigkeitsanalysen gewonnen hatten, im Abgleich mit Inhalten der Datenbank LWED (Languages of the World Etymological Database) Deckung erzielten: "The words we predicted would be similar, were similar."

Gefunden haben die Wissenschaftler 23 Kognaten, darunter Wortverwandten zu den englischen Wörterm "mother", "not", "what", "to hear", "man", "to flow", "ashes", "worm". Sie deuten auf eine ursprüngliche proto-eurasische Sprache hin, die etwa 15.000 Jahre alt sein könnte, also zur Jungsteinzeit entstanden - ein Vorläufer der sieben eurasischen Sprachfamilien: eine Superfamilie, aus der die indoeuropäischen, altaischen, tschuktscho-kamtschadalischen, dravidischen, inuit-yupik, kartwelischen und uralischen Sprachenfamilien hervorgingen..

"Wir haben diese Sprache nie gehört und sie ist auch nirgends niedergeschrieben", so Pagel gegenüber der Washington Post, wo auch die angenommene Aussprache der ermittelten Kognaten zu hören ist. Pagel ist sich sicher, dass diese Sprache von Menschen "rund ums Lagerfeuer" gesprochen wurde.