"Historisch-dokumentarische Bedeutung" überwindet Jugendschutz

Nach 15 Jahren wird "Quake" vom Index jugendgefährdender Schriften gestrichen - und soll wieder in deutsche Ladenregale kommen

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Der Back-Katalog von id Software wird allmählich auch für Jugendliche (offiziell) verfügbar: Nach der Listenstreichung der Egoshooter-Klassiker “Doom” und “Doom II: Hell on Earth” Anfang November wird jetzt auch “Quake” vom Index der BPjM verschwinden. Nach 15 Jahren, in denen der Verkauf des Spiels nur unter dem Ladentisch an volljährige Kunden erlaubt war, darf das Spiel jetzt wieder im Regal ausgestellt werden.

Dabei liegt zwar zum einen sicher auch ein Wandel der Wertmaßstäbe der Bundesprüfstelle der Entscheidung zu Grunde, gleichzeitig dürfte aber auch eine gehörige Portion Pragmatismus eine Rolle gespielt haben: Anders als bei Filmen ist der Reiz, den ein 15 Jahre altes Computerspiel auf Jugendliche ausübt, wohl mehr als gering - die BPjM umschreibt diesen Punkt mit dem Verweis auf die “technisch veraltete Darstellungsweise” und begründet damit hauptsächlich, warum von dem Spiel heute keine Jugendgefährdung mehr ausgehe. Dass in der BPjM kein grundsätzliches Umdenken hinsichtlich der Indizierungspraxis stattgefunden hat, belegt beispielsweise der Indizierungsbeschluss des Zombie-Action-Adventures “Dead Island”. Dieser landete im November auf der Indizierungsliste B, für deren Inhalt die BPjM ein komplettes Verbreitungsverbot empfiehlt.

Für die Computerspielbranche als Kulturindustrie, die sich zunehmend der Wichtigkeit ihrer eigenen Geschichte bewusst wird, ist die Listenstreichung des Egoshooter-Klassikers aber dennoch ein Meilenstein - das erkennt auch die BPjM an, wenn sie “Quake” in ihrem Beschluss eine “historisch-dokumentarische Bedeutung” attestiert. Sie öffnet zumindest die theoretische Möglichkeit, Genre-Pioniere wie eben “Doom” und “Quake” verfügbar zu halten, ohne dabei in Konflikt mit Jugendschutzgesetzen zu kommen. Der Publisher ZeniMax arbeitet nach eigenen Angaben daran, die Egoshooter-Klassiker wieder auf den deutschen Markt zu bringen. Auch für den jüngsten Genre-Beitrag von id Software, den Postapokalypse-Shooter "Rage", zeichnete ZeniMax in Deutschland verantwortlich.