Hitzerekord in der Arktis

Werchojansk war eigentlich für Kälte berühmt: "Kältepol der Nordhalbkugel" - Denkmal am Ortseingang. Bild: Becker0804/gemeinfrei

Meteorologen bestätigen Rekordmessung. Klimawandel setzt dem hohen Norden zu

Die Weltmeteorologieorganisation WMO in Genf hat den im vergangenen Jahr gemessenen neuen arktischen Temperaturrekord bestätigt. In der russischen Stadt Werchojansk (Верхоянск, Verkhoyansk) war am 20. Juni 2020 38 Grad Celsius gemessen worden.

Wenn irgendwo ein neuer Temperaturrekord von regionaler oder globaler Bedeutung verzeichnet wird, dann beauftragt die WMO ein meist internationales Team von Wissenschaftlern, die Messung näher zu untersuchen. Dafür werden dann die verwendeten Instrumente, andere Messungen in der Nachbarschaft und einiges mehr unter die Lupe genommen und der Wert schließlich verifiziert oder verworfen.

Unter anderem wird auch darauf geachtet, dass die Messungen gemäß den in der WMO verabredeten Normen durchgeführt wurden, und es wird untersucht, ob sie zur zum Zeitpunkt der Messung herrschenden Wetterlage passen und ob sie sich mit den Wettervorhersagemodellen simulieren lassen. Wenn Letzteres möglich ist, passen sie zu den zur gleichen Zeit durchgeführten Messungen anderswo in der Region.

In diesem Fall konnte kein Haar in der Suppe gefunden werden. In Werchojansk wurde mit 38 Grad Celsius die wärmste je in der Arktis beobachtete Lufttemperatur in zwei Metern Höhe über dem Erdboden gemessen. Das ist die Höhe, in der meteorologische Stationen weltweit messen.

Eine einheitliche Höhe ist genauso wie Beschattung der Instrumente und gute Belüftung wichtig, damit die Messungen vergleichbar sind. Lange wurden dafür weiße Thermometer- oder Wetterhütten eingesetzt, die der Deutsche Wetterdienst hier beschreibt.

Die Arktis taut auf

Die hohen Temperaturen sind in Werchojansk letztes Jahren im Rahmen einer außerordentlichen Hitzewelle aufgetreten, die ein deutliches Zeichen für den Klimawandel im hohen Norden war.

Die Region jenseits des nördlichen Polarkreises erwärmt sich mehr als doppelt so schnell wie der Rest des Planeten. Entsprechend ist heute das Meereis erheblich dünner als noch vor einigen Jahrzehnten und zieht sich im Sommer immer weiter zurück.

Das führt wiederum zu vermehrter Erwärmung, da das nun offene Wasser deutlich weniger Sonnenlicht ins Weltall reflektiert als das Eis. Stattdessen kann die Sonne nun das Wasser erwärmen, was auch für ein wärmeres Klima in den Küstenregionen des arktischen Ozeans führt und dem dortigen Permafrost zusetzt.