Hybrid-Taxis - ein Muss
Sparsamer als Hybride im Stadtverkehr sind nur E-Autos, aber die kann man noch nicht flottenweise als Limousine kaufen
US-Taxiflotten steigen auf Hybride um - ein Praxisbericht Hybridfahrzeuge sind im Kommen, auch wenn sie aus dem Ausland kommen, weil die Autobauer hierzulande die Entwicklung erst nachholen müssen. Das ist aber nicht viel anders in den USA, und trotzdem verkaufen sie sich dort wie warme Semmeln. Richtig Sinn machen diese Fahrzeuge vor allem im städtischen Verkehr, denn auf langen Touren auf Autobahnen ist der Verbrauch von sparsamen Dieselfahrzeugen konkurrenzfähig. Im Stadtverkehr kommt aber kein anderes Modell an die Sparsamkeit eines Hybrids heran. Lediglich reine E-Autos sind sparmsamer, und das sogar deutlich, wie Tomi Engels Studie neulich gezeiht hat. Doch E-Autos habe einen Nachteil: Sie gibt es nicht flottenweise als Limousine zu kaufen. Was liegt also näher, Hybride als Taxis zu nutzen, so wie dies bereits in den USA geschehen ist.
Im Februar 2005 begann San Francisco mit 15 Hybridtaxis. New York City folgte im November 2005, und bis 2012 will der Big Apple alle Taxis auf Hybrid umgestellt haben. Solche Autos kosten einige Tausend Dollar mehr bei der Anschaffung. Würden die Einsparungen beim Sprit diese bald kompensieren, oder würden technischen Pannen bei diesen neuartigen Autos alle Investitionen zu Verlusten machen?
Die Praxis in den USA hat zumindest gezeigt, dass sich die Hybridtaxis nach einem Jahr schon rentiert haben, danach spart man - wobei man dazu sagen muss, dass Taxis generell nur 3 Jahre im Betrieb bleiben. Alleine die Spritersparnisse in den USA werden jedoch auf durchschnittlich $5.000 beziffert - dabei kostet Benzin nur halb so viel wie in Deutschland. Umso schneller also würden sich Hybridtaxis in Deutschland amortisieren. Hinzu kommt, dass der Verschleiß an den Bremsen weniger ist, weil die Hybridmotoren Energie aus dem Bremsvorgang zurückgewinnen - laut einem Bericht eines kanadischen Taxifahrers werden die eigentlichen Bremsen so um 80% entlastet.
Ingesamt werden Elektofahrzeuge als wartungsärmer gepriesen, und so wundert es nicht, dass Hybridfahrzeuge anscheinend weniger anfällig sind. Erstens läuft in Hybriden manches, was in Ottoautos über Riemen erledigt wird, vollelektrisch ab - z.B. die Steuerung oder die Klimaanlage. Und da der Ottomotor im Hybrid eben nicht immer läuft, ist der Verschleiß bei den verbleibenden Riemen und sonstigen beweglichen Teilen insgesamt geringer.
Da viele Hybride eher sparsam dimensioniert sind, wurde darüber spekuliert, ob die Amerikaner, die an Limousinentaxis gewöhnt sind, mit den engen Verhältnissen zufrieden wären - schließlich sind Taxiunternehmen auch Betriebe, und wenn die Kunden zur Konkurrenz laufen, nutzt auch keine umweltfreundliche Technologie. Umfragen haben jedoch gezeigt, dass mehr als zwei Drittel der Amerikaner lieber mit einem Hybrid als mit einem Großwagen befördert werden. In Deutschland stellt sich die Frage vermutlich gar nicht erst, da man hierzulande gar nicht an überdimensionierte Saurier wie der Ford Crown Victoria gewöhnt ist, der bis zum Umstieg mehr als 90% der Flotte in NYC ausmachte und nun langsam ausrangiert wird.
Eine Hürde bei der Umstellung von Ottotaxis auf Hybride waren die Besitzverhältnisse: In den USA kaufen oft die Taxiunternehmen die Autos, während die Fahrer den Sprit aus der eigenen Tasche bezahlen. In diesem Fall fallen die Mehrkosten beim Chef an, die Ersparnisse beim Arbeitnehmer - eine Situation, die der auf dem Wohnungsmarkt ähnelt, wo bessere Isolierung dem Vermieter teuer zu stehen kommt, damit der Mieter weniger Nebenkoten zahlt.
Diese Hürde ist aber nicht überwindbar: Der Vermieter kann die Miete in Höhe der (geschätzten) eingesparten Nebenkosten erhöhen. Gleichermaßen kann der Taxiunternehmer die Tarife mit dem Taxifahrer anders verhandeln. In beiden Fällen stellt das Geschäft ein unnötiges Risiko für den Investor dar. Ohne die Pflicht seitens des Gesetzgebers würde sich also kaum was bewegen - oder ohne finanzielle Anreize wie in Boston, wo die Stadt $1,000 für die Anschaffung eines Hybrids bezuschusst. Und in Chicago lautet die Pflicht beispielsweise, dass jede Taxiflotte, die aus 50 oder mehr Wagen besteht, mindestens einen Hybrid haben muss - damit jedes Taxiunternehmen schon mal mit dem Wagen vertraut wird.
Andere Städte in den USA haben sich von den ersten Erfolgsgeschichten anstecken lassen und stellen ihre Taxiflotten auf Hybride um - von Charlotte/Nordcarolina bis Denver/Colorado und Seattle/Washington. Sogar Dubai stellt seine Taxiflotte auf Hybride um.
Wann werden europäische Städte folgen? Jedenfalls ist dem Autor keine vergleichbare Geschichte in Europa bekannt. Im Augenblick wird anscheinend die Webseite www.hybridtaxi.eu für den weiteren Verkauf besetzt gehalten. Auch Thomas Helmers von der INTAX Innovative Fahrzeuglösungen GmbH, die normale Autos mit Taxigeräten ausstattet, wusste auf Anfrage von Telepolis nichts Gegenteiliges zu berichten und meinte nur, Hybride seien "noch kein großes Thema".
Dabei waren die Europäer ja nicht nur bei der Entwicklung von Hybridautos einst ganz vorne, sondern sogar bei Hybridtaxis: Das englischsprachige Internet ist voller Berichte über ein Hybrid namens "VW Taxi", das anscheinend bereits 1973 gebaut und in den USA getestet wurde… und ward nicht mehr geseh'n.