In Rapture bleibt alles anders
Andrew Ryans gescheitertes Utopia darf wieder erforscht werden
Bioshock war der Spielehit des Jahres 2007. Der Spieler durfte nach einer Bruchlandung im Ozean Andrew Ryans Unterwasserstadt Rapture durchwandern, ein Privatstaat, in dem nicht Vermögen oder Abstammung über Macht und Einfluss entscheiden sollten, sondern Intelligenz und Kreativität. Diese utopische Gesellschaft scheint sich jedoch in eine wahre Hölle aus Drogensucht, Diktatur und Sonnenmangel verwandelt zu haben, so dass man bereits beim Betreten von einigen offensichtlich reichlich degenerierten Bewohnern angefallen wird.
Die Geschichte des Spiels, die über Tagebucheinträge, Aufnahmen auf Diktiergeräten und dergleichen vorangetrieben wird, schlug alles, was man bis dahin aus Ego Shootern kannte (mit Ausnahme der Half-Life-Serie) und strafte sämtliche Klischees über stupide "Killerspiele" Lügen, die von unberufener Seite gerne und nach jedem Amoklauf besonders ausgiebig öffentlich angehäuft werden.
Die hervorragende Grafik (und damit ist hier nicht die Menge von Partikeln und Polygonen gemeint, sondern die hervorragende künstlerische Ausgestaltung der Spielwelt) tat ein übriges, Bioshock den Ruf des schönsten Shooters überhaupt einzubringen. Während in Konkurrenzprodukten weithin entweder Kriegsszenarien illustriert oder die von id-Titeln begründete grünlich braune Industrial-Ästhetik repetiert werden, erstrahlte Bioshock in so satten Rot/Blau-Kontrasten, als hätten der frühe Tsui Hark und der mittlere Mario Bava gemeinsam versucht, im Opiumrausch ein Crossover aus Steampunk-Motiven und an George Orwell angelehnte Politvisionen zu verfilmen.
Nun hat 2k also den zweiten Teil vorgelegt, der 1958 und 1970 spielt (also teilweise vor den Geschehnissen des Originals) und die Hintergründe um den Untergang von Rapture näher und aus einer anderen Perspektive beleuchtet. Die Fortsetzung bietet alles, was den ersten Teil so erfolgreich und beliebt werden ließ, bringt jedoch keine auffälligen Neuerungen - weder in optischer, erzählerischer oder spielerischer Hinsicht - so dass Bioshock 2 eher wie die verloren gegangene erste Hälfte des Vorgängers wirkt.