Irland muss die Anglo Irish Bank zerschlagen
Zunächst wird die Bank in zwei Teilinstitute getrennt, in die irischen Steuerzahler schon jetzt 23 Milliarden Euro versenken mussten
Die Bankenrettung wird noch teurer für die Iren. Damit dürfte das irische Haushaltsdefizit auch im laufenden Jahr wieder in Europa an der Spitze stehen. Nach dem Rekordverlust, den die verstaatlichte Großbaustelle Anglo Irish Bank (AIB) im ersten Halbjahr hingelegt hat, brauchte sie mit 8,6 Milliarden Euro erneut eine mehr als doppelt so hohe Staatshilfe, wie über das gesamte Sparpaket im Haushalt eingespart werden soll. Doch bei den 23 Milliarden Euro, die allein in diese marode Bank geflossen sind, wird es erwartungsgemäß nicht bleiben.
Nun hat die Regierung in Dublin angekündigt, dass die angeschlagene AIB zerlegt und auf lange Sicht stillgelegt werden soll. Damit versucht die Regierung den schnellen Absturz des Instituts zu verhindern, denn es zeichnete sich ein Bank-Run ab, wie zu Beginn der Finanzkrise bei der US-Bank Bear Stearns und der britischen Northern Rock. Auch die irische Sparer hatten damit begonnen, massiv Spareinlagen abzuziehen, hat der Chief Financial Officer Maarten van Eden am Mittwoch bestätigt. Die Regierung war zum Handeln gezwungen und Finanzminister Brian Lenihan kündigte an, die Bank werde zunächst in zwei eigenständige Teilinstitute aufgespalten. "Die Lösung für unser am stärksten in Schwierigkeiten geratenes Institut ist zentral, um die Stabilität unseres Finanzsystem und das Vertrauen zu fördern."
Lenihan erklärte, dass es zum einen eine reine Einlagenbank geschaffen werde, die als vom Staat geschützter Hort für die Spargelder der Kunden handeln, vom Kreditgeschäft der AIB getrennt arbeiten und direkt dem Finanzministerium gehören soll. Doch weil die Guten ins Töpfchen kommen, muss es eben auch ein Tröpfchen geben, denn die zweite Teilbank wird eine Bad Bank. Die soll dazu dienen, die vielen faulen Kredite aus dem Immobiliengeschäft abzuwickeln. Die Regierung sagte weder, wie viel der Vorgang die Iren erneut kosten und wie lange die Abwicklung dauern werde. Im Oktober soll die irische Zentralbank den Kapitalbedarf der beiden Teilbanken bekanntgeben.
Damit hat die Regierung in Dublin eingeräumt, dass sie mit dem Anliegen gescheitert ist, die Anleger davon zu überzeugen, privates Geld zur Sanierung in den irischen Bankensektor zu pumpen, der einst höchst privat an die Wand gefahren wurde. Die Kosten belasten nicht nur den Haushalt, zudem wird Irland die EU-Vorgaben kaum einhalten können, das Defizit bis 2013 unter die Stabilitätsgrenze von 3% zu drücken. Das Land wird auch längere Zeit kein oder nur ein geringes Wachstum haben, weil derart viel Geld in die Bankenrettung fließt. Das sagen inzwischen sogar schon die Ratingagenturen und stuften die Bonität des Landes weiter ab. Das führt wiederum dazu, dass die Kosten für die Refinanzierung weiter steigen.
Die Zinsen für die Staatsschulden sind in den vergangenen Tagen explodiert. Die Zinsdifferenz (Spread) gegenüber den deutschen Staatsanleihen ist auf einen neuen Höchststand geklettert. Der irische Staat muss fast 4% Prozent mehr für seine zehnjährigen Anleihen bieten als Deutschland. Das ist die höchste Differenz seit Bestehen der Eurozone. Die Sorgen wachsen, dass das kleine Irland die Bankenrettung nicht mehr alleine stemmen kann und nun nach Griechenland zum Krisenherd in der Euro-Zone wird. Das sorgt auch dafür, dass die Zinsen für andere Problemländer wieder deutlich ansteigen. Griechenland muss mit 9% sogar wieder mehr als drei Mal so hohe Zinsen zahlen als Deutschland, also ist die Lage für das Land sogar wieder schlechter als vor dem EU-Rettungsschirm im Mai.