Japan: Proteste gegen US-Stützpunkte
Die Unbeliebtheit der US-Präsenz auf dem japanischen Okinawa erreicht neuen Höhepunkt
Über 60.000 Menschen haben am Sonntag auf der südjapanischen Insel Okinawa gegen die dortigen US-Militärstützpunkte demonstriert, berichtet das Internetmagazin The Diplomat. Auslöser der Proteste war ein Mord an einer 20 jährigen Japanerin, für den vermutlich ein ehemaliger US-Soldat verantwortlich war, der als Zivilist auf einem der Stützpunkte arbeitet.
Okinawas Bewohner wehren sich bereits seit mehreren Jahrzehnten gegen die US-Truppen-Präsenz auf ihrer Insel, die ungefähr auf halbem Weg zwischen den japanischen Hauptinseln und Taiwan liegt. Die Insel wird von ungefähr 1,23 Millionen Okinawern bewohnt und wurde ab dem dem frühen 17. Jahrhundert von japanischen Fürsten beherrscht. 1871 wurde es dem japanischen Staat eingegliedert. Auf der eng besiedelten Insel sind 50.000 US-Soldaten stationiert.
Einige der Stützpunkte sind mit ihren Flugplätzen von dichten Siedlungen umgeben. Die Bewohner beschweren sich immer wieder über den Lärm und über gewalttätige Zusammenstöße, Vergewaltigungen und Morde. 2014 war der gegenwärtige Gouverneur der Präfektur, Takeshi Onaga, mit einem expliziten Anti-Stützpunkt-Programm gewählt worden. Bei den Wahlen zum Regionalparlament haben ihm nahestehende Kandidaten ihre Mehrheit leicht ausgebaut und halten jetzt 27 von 48 Sitzen, wie die Japan Times berichtet.
Die Demonstration am Sonntag soll die größte seit 20 Jahren gewesen sein. Kleinere und größere Proteste gegen die US-Truppenpräsenz haben zeitgleich auch auf den japanischen Hauptinseln stattgefunden. In Tokyo forderten etwa 10.000 Demonstranten vor dem Parlament eine Änderung des Stationierungsabkommens, das US-Soldaten weitgehend vor der Verfolgung durch die japanische Justiz schützt. Selbst ganz im Norden des Landes, in Sapporo, fanden kleine Proteste gegen die US-Truppen statt, wie die Japan Times schreibt.