Klimawandel: Great Barrier Reef bedroht

Epaulettenhai im Great Barrier Reef. Bild: Richard Ling/ CC BY-SA 2.0

Warmes Wasser setzt den Korallen zu, die absterben könnten

Im Great Barrier Reef, das sich entlang der nordostaustralischen Küste zieht, bleichen derzeit im großen Umfang die Korallen aus, wie die britische Zeitung Guardian berichtet. Die weit über 2.000 Kilometer lange Kette von Korallenriffen ist weltweit die größte ihrer Art und gilt als Weltnaturerbe.

Das Phänomen der Korallenbleiche wird seit gut 30 Jahren immer häufiger an den tropischen und subtropischen Korallenriffen beobachtet. Ausgelöst wird es von zu hohen Wassertemperaturen oder anderen Stressfaktoren. Diese veranlassen die mit den Riff bildenden Korallentierchen in Symbiose lebenden einzelligen Algen, ihre Wirte zu verlassen.

Dadurch verlieren die ortsfesten Korallen ihre Farbe und ihre weißen Kalkskelette schimmern durch das transparente Fleisch. Kehren die Algen nicht nach kurzer Zeit zurück, beginnen ihre einstigen Wirte abzusterben, da diese ohne ihre Symbionten verhungern.

Noch ist nicht ganz klar, welche Ausmaße die Korallenbleiche in diesem Jahr annimmt. Klar ist allerdings, dass in Teilen des langen Riffs die Wassertemperaturen zu hoch sind und dass sich die Ereignisse häufen. Im Great Barrier Reef gab es weitverbreitete Korallenbleiche 1998, 2002, 2016, 2017 und 2020.

Beim letzten Ereignis dieser Art wurden nach Angaben des australischen Senders ABC drei Viertel der Korallen in der über 2000 Kilometer langen Kette von Riffen geschädigt. Dennoch hatte Australiens konservative Regierung, die wenig von Klimaschutz hält, ein Vorhaben der UNESCO vorerst abgewehrt, das Great Barrier Reef als gefährdet einzustufen.

Das Thema ist allerdings weiter auf der Tagesordnung. Am heutigen Montag soll eine UNESCO-Erkundungsmission starten, die den Zustand des Riffs erkunden wird.

Warmwasser-Korallenriffe dienen vielen tropischen und subtropische Fischarten als Kinderstuben und haben daher eine wichtige Funktion für die Fischerei und damit die Welternährung. Darüber hinaus sind sie Schätze der Artenvielfalt, weshalb sie mitunter auch als die Regenwälder der Ozeane bezeichnet werden.

Vor vier Jahren hat der Bericht des Weltklimarates (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change) "Global Warming of 1.5 °C" deutlich gemacht, dass weltweit die Korallenriffe bedroht sind. In einem gegenüber den aktuellen Verhältnissen nur um wenige Zehntel Grad wärmeren Welt würden sie nicht überleben können.

Jenseits einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau, werden weltweit die Warmwasserkorallen absterben, fasste seinerzeit der IPCC den Konsens der internationalen Fachwelt zusammen.

Derzeit liegt die globale Mitteltemperatur bereits etwa 1,1 Grad Celsius über dem Niveau der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu jener Zeit war die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre noch annähernd auf dem vorindustriellen Niveau.