Kriminelle Gangs breiten sich in den USA zunehmend aus
Die landesweit über eine Million Gangmitglieder sollen für 80 Prozent der Verbrechen verantwortlich sein.
In den USA breiten sich die kriminellen Gangs weiter aus. Seit 2005 ist laut National Gang Intelligence Center des US-Justizministeriums die Zahl der Gang-Mitglieder um 200.000 auf über eine Million angestiegen. An die 150.000 befinden sich derzeit im Gefängnis, 900.000 sind in Freiheit tätig. Experten meinen allerdings, dass die Zahl noch höher liegen dürfte. Schon seit Jahren wurde der Anstieg beobachtet und zum Teil die Fixierung auf die Terrorismusbekämpfung dafür verantwortlich gemacht.
Gangs seien landesweit für 80 Prozent der Verbrechen verantwortlich. Vor allem sind die Gangs im Drogenhandel tätig. Einige von ihnen könnten es bereits mit den mexikanischen Drogenbanden aufnehmen, die sich in den USA etabliert haben, und sie würden zunehmend versuchen, mit anderen Banden zu kooperieren und direkten Zugang zu den Drogenquellen im Ausland zu erhalten. Über das Internet würden sich die Gangs auch national und international vernetzen und neue Mitglieder anwerben.
58 Prozent der Polizeidienstellen melden die Existenz krimineller Gangs, einst eher ein urbanes Phänomen. 2004 hatten dies erst 45 Prozent gesagt. Der neue Trend sei, dass sie sich in Schulen in der Vorstädten und auf dem Land einnisten. "Die meisten Regionen", so der bislang unveröffentlichte Bericht, "müssen mit zunehmenden Gang-Mitgliedern und mit Gangs verbundener krimineller Aktivität rechnen".
Viele Gangs seien den Einwanderungswegen von Migranten in die großen Städte gefolgt. Da sie dort wie in Los Angeles aber scharf bekämpft wurden, würden sie diese aber neuerdings eher meiden. Sorge macht besonders die mit San Salvador verbundene Gang MS-13, die nicht nur äußerst brutal ist und neben anderen Gangs für Angst und Schrecken in den mittelamerikanischen Ländern sorgen, sondern sich auch in den USA ausbreitet und etwa Drognhandel, Prostitution oder Menschenschmuggel betreibt. Die USA hatten in den 80er Jahren Gang-Mitglieder wie die von MS-13, meist Kinder von Migranten, zu Tausenden in die Herkunftsländer ihrer Eltern ausgeflogen, wo sie sich nicht nur nicht integrieren konnten, sondern ihre kriminellen Netzwerke vor allem in San Salvador, Guatemala und Honduras weiter ausbauten und dann als transnationale Organisationen über die mittelamerikanischen Ländern wieder in die USA zurückkehrten. Mittlerweile gibt es in 42 Bundesstaaten MS-13-Gruppen, 2005 existierten sie nach Polizeiangaben in 33 Bundesstaaten.