Lateinamerika begrüßt den Sieg Obamas

Die Länder hoffen auf neue Beziehungen zu den USA, nachdem sich vor allem in der letzten Zeit die Konflikte häuften.

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Wie die Latinos in den USA, die etwa zu zwei Drittel für Barack Obama gestimmt haben und entscheidend zum Erdrutschsieg beigetragen haben, verhält sich auch die Öffentlichkeit in Lateinamerika. Südlich der USA wird der Wechsel in Washington allgemein begrüßt. Der erste Präsident, der Obama noch in der Nacht (Ortszeit) zum Wahlsieg gratulierte, war der umstrittene mexikanische Präsident Felipe Calderón, der Obama sofort zum Besuch in Mexiko eingeladen hat.

Dabei hatte der konservative Calderón auf den Republikaner John McCain gesetzt, dem er einen “besseren Realitätssinn" bescheinigte. Doch Calderón hängt sofort die Fahne in den neuen Wind aus dem Norden. In einem Schreiben an Obama drückt er seine Hoffnung auf eine neue Etappe "der Entwicklung aus, die auf gemeinsamer Verantwortung, dem offenen und respektvollen und dem gegenseitigen Vertrauen basiert". Darin lässt sich eine Distanzierung zu Bush erkennen, den Calderón bisher nur wegen der US-Einwanderungspolitik kritisierte.

Die Linksregierungen in Süd- und Mittelamerika drückten schon im Vorfeld ihre Präferenzen für Obama aus. Brasiliens Präsident Luiz Inácio "Lula" da Silva erklärte: "So wie Brasilien einen Metallarbeiter wählte, Bolivien mit Evo Morales einen Indio, Venezuela Hugo Chávez und Paraguay mit Fernando Lugo einen Bischof, glaube ich, ist es außergewöhnlich, wenn in der weltweit größten Ökonomie ein Schwarzer zum Präsident gewählt wird."

Hugo Chávez vertraute stets darauf, dass der "Schwarze" gewinnt und gratulierte ihm zu seinem "historischen Sieg". Er bekräftigte die Bereitschaft Venezuelas zu "neuen Beziehungen" zu den USA, die dem Wohlstand beider Völker dienen sollten und auf dem "Respekt vor der Souveränität, der Gleichheit und wirklicher Kooperation" basieren müssten. Die Beziehungen zur USA hatten sich weiter verschlechtert und im September wurde der US-Botschafter ausgewiesen, weil die Bush-Administration erneut am Sturz der Chávez-Regierung gearbeitet habe.

In Kuba hatte Fidel Castro in einem Artikel Obama bescheinigt, "intelligenter, kultivierter und ausgeglichener zu sein als sein republikanischer Gegner". McCain dagegen sei "alt, kriegerisch, unkultiviert und wenig intelligent". Während in Kuba auf eine Lockerung der US-Blockade gehofft wird, äußerte Castro seine "Besorgnis" darüber, "ob die drückenden Probleme weltweit" wirklich einen wichtigen Raum bei Obama einnehmen werden.

Auch die Präsidenten Boliviens und Ecuadors hatten sich im Vorfeld für Obama positioniert. Die Beziehungen zwischen Bolivien und den USA hatten sich zuletzt deutlich verschlechtert, weil die USA in den verdeckten Putsch gegen Morales verwickelt waren. Gerade hat Bolivien auch die Kooperation mit der US-Drogenbehörde (DEA). aufgekündigt, die ebenfalls die Krawalle gegen die Regierung finanziert haben soll, weshalb schon der US-Botschafter ausgewiesen wurde. Auch Rafael Correa liegt im Streit mit den USA wegen des völkerrechtswidrigen Angriffs auf Ecuador im März. Gerade hat er Belege dafür geliefert, dass die USA am Angriff des kolumbianischen Militärs beteiligt waren. Präsentiert wurde ein "Anruf der CIA", mit dem der Angriff angekündigt wurde. Verdichtet haben sich auch die Hinweise, dass der US-Militärstützpunkt in Manta (Ecuador) für den Angriff benutzt worden sei. Den USA wird auch vorgeworfen, das Militär und die Polizei in Ecuador zu unterwandern.

Zerknirscht dürfte allerdings Alvaro Uribe über den Sieg Obamas sein. Der rechte Präsident Kolumbiens hat nun seine konservativen Verbündeten in Washington verloren. Uribe war der treueste Verbündete der Bush-Politik in Lateinamerika. Er hat bisher Obama nicht gratuliert und sich auch im Vorfeld nicht geäußert. Die Unternehmensverbände befürchten, dass sich die Beziehungen verschlechtern könnten und sich die Wahl auch negativ auf den Plan Colombia auswirken könnte.