Locker am Handgelenk

Neben der Spur

Manche Ideen sind so schön, die braucht man gar nicht mehr wirklich kaufen. Projektion reicht

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Stell Dir vor, Du musst ganz dringend etwas auf Deinem iPhone oder Samsung oder Was-weiß-ich nachschauen, magst es aber nicht aus der Tasche holen. Zum Beispiel, weil Du jetzt gerade in der Badewanne liegst oder mitten an einer Felswand hängst. Nur mal angenommen. Ersterer Fall könnte eher eintreffen, zweiterer natürlich seltener, vor allem nördlich der Donau. Und dass Du ganz dringend schon wieder in Facebook blättern willst, das kommt ja so gut wie nie vor.

Also, nur einmal angenommen. Eine Möglichkeit wäre es, das iPhone um den Hals oder lose an den Ohrplugs hängend vor der Plauze baumeln zu lassen. Aber das sieht nicht cool aus (an einer Felswand hängen übrigens auch nicht).

Nun kommt Cicret Bracelet daher und sagt: Alles easy. Wir haben vor, das Wearable der nächsten Generation zu bauen. Dazu brauchen wir nur 850.000 Steine für die Entwicklung, dann kann man dieses sagenhafte Armband neben das Fitbit oder zu den anderen schnallen und für einen Straßenpreis irgendwo ab 199,- erstehen.

Allerdings ist es wichtig, die kleine Linse im Armband frei auf den Unterarm scheinen zu lassen. Denn der Clou von Cicret ist, dass damit das über Bluetooth verbundene Display des Smartphone auf die Hautfläche über Elle und Speiche projiziert wird. Und das Demovideo suggeriert, dass man die virtuellen Buttons dann auch per Fingerdruck bedienen kann. Moment, werden jetzt ein paar von uns sagen, das kenne ich doch als Sixth Sense. Fuchteln und auf einer Fläche vor mir herumdrücken, schon läuft es mit dem Computer.

Ja, schon, aber bei Cicret braucht es eben noch den kleinen Kick nebenbei. Das Armband funktioniert am besten nackig und mit rasierten Unterarmen. Aber dann geht es ab wie eine Rakete. Ein Techniktraum eben, das muss mit den Härten des Alltags nicht viel zu tun haben.

Wenn also in den nächsten Monaten und bei wieder strengeren Temperaturen ein etwas zu rasierter Zeitgenosse zitternd und nackig neben einem in der S-Bahn zu stehen kommt, dann sollte man ihn auf jeden Fall zum Erwerb des neuen Cicret Brachelets beglückwünschen. Es muss sich nicht zwangsläufig um einen Perversen handeln.