Mikroben produzieren Wasserstoff statt Biogas

Um Wasserstoff aus Biomasse zu gewinnen, setzte man bisher auf die Erzeugung von Synthesegas unter Druck und hohen Temperaturen.

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Um Wasserstoff aus Biomasse zu gewinnen, setzte man bisher auf die Erzeugung von Synthesegas unter Druck und hohen Temperaturen. Eine Forschergruppe der Universität von Cagliari hat ein neues Verfahren entwickelt bei dem Clostridia-Bakterien unter Normaldruck und bei niedrigerer Temperatur Biomüll unter Sauerstoffabschluß vergären und dabei Wasserstoff abscheiden. Die Bakterien fühlen sich bei 39 Grad am wohlsten. Die Anlage produziert bereits als Prototyp aus einem Kilogramm Bio-Reststoffe (z.B. Gülle) etwa 75 Liter Wasserstoff. Das entspricht 0,22 kWh/kg und liegt bereits jetzt im Rahmen der Ausbeute durch heutige, ausgereifte Biogasreaktoren. Diese gewinnen pro Liter 0,12 bis 0,42 kWh, hier allerdings den Energieträger Methan. Der neue Prozess liegt in Sachen Energieausbeute also bereits jetzt im Mittelfeld.

Vom neuen Herstellungsprozess werden bei der Produktion im industriellen Maßstab Kostenvorteile erwartet, weil keine chemischen Zusätze und keine Vorbehandlung des Bioabfalls notwendig sind. Die neue Technik trägt zur Diversifizierung der Wasserstoffversorgung der erhofften vielfältigen zukünftigen Brennstoff-Zellen-Gadgets bei. Die Bundesregierung fördert die Entwicklung solcher Anwendungen über das vor zwei Jahren gestartete Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff und Brennstoffzellen mit 500 Millionen Euro. Zur Zeit werden neben den bekannten Fahrzeugantrieben und Heizsystemen vor allem Entwicklungen im Bereich mobiler Stromversorgung entwickelt, etwa für Laptops oder MP3-Player.

Bild: Kopfhörer mit Brennstoffzelle von Toshiba