Neue, flexiblere Gaskraftwerke sind gar nicht nötig

Auch mit dem bisherigen Kraftwerksmix gehen durch das Einspeisemanagement des EEG nur 0,33 Prozent des Ökostroms verloren

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Die Krimkrise hat wieder einmal klargemacht, dass es nicht möglich ist, beliebig neue Kraftwerksleistung auf Basis von Erdgas aufzubauen. Seit einigen Jahren wurde aber gerade das immer wieder gefordert. Neue "flexible" Gaskraftwerke plus Ökostrom - so lautete diese Faustformel für letztlich mehr Ökostrom im Netz. Zuletzt entdeckten sogar die Kraftwerksbetreiber dieses Geschäftsmodell für sich und schlugen vor, sie würden so etwas auch ungenutzt vorhalten, wenn sie für diese Dienstleitung bezahlt würden.

Doch jetzt stellt sich heraus, dass solche neuen Gaskraftwerke anscheinend gar nicht notwendig sind. Denn auch mit den bisherigen Kraftwerken funktioniert das Zusammenspiel mit den oft als "fluktuierend" und damit implizit als unzuverlässig gescholtenen Erneuerbaren bereits hervorragend. Im letzten Jahr gingen nämlich nur 0,33 Prozent des Ökostroms durch Abregelung verloren, obwohl noch nicht einmal ansatzweise fortgeschrittene Möglichkeiten im Zusammenspiel von Fossil- und Regenerativkraftwerken (z.B. Blind- und Regelleistungsdienstleistungen durch Windkraft- und PV-Anlagen) genutzt werden.

Für 2013 liegen noch keine Zahlen vor, aber eine kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion ergab, dass im Jahr 2012 durch das im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegte Einspeisemanagement (also der Möglichkeit, im Zuge der Netzregelung Ökostromkraftwerke abzuschalten) insgesamt 385 Gigawattstunden (GWh) Ökostrom nicht eingespeist wurden. Diese Menge entsprach 0,33 Prozent der in EEG-Kraftwerken insgesamt erzeugten Strommenge. Im Jahr 2011 waren noch 421 GWh bzw. 0,41 Prozent der gesamten Ökostrommenge abgeregelt worden.

93,2 Prozent der 2012 abgeregelten Ökostromerzeugung betrafen Windkraftanlagen. Deren Betreiber erhielten für den Einspeiseausfall 33,1 Mio. Euro Entschädigung. Auf der anderen Seite erwies sich auch der konventionelle Kraftwerkspark in Summe als durchaus regelfähig. Im Gegensatz zu Ökokraftwerken werden konventionelle Kraftwerke nicht abgeschaltet, sondern müssen ihre Produktion (gegen eine Vergütung) zeitlich an die Nachfrage anpassen. Dies machte im Jahr 2012 2.566 GWh aus. Für diese Energiedienstleitung erhielten die Kraftwerksbetreiber 164,8 Mio. Euro. Mit dem eingesparten Brennstoff wurde dann zu anderen Zeiten Strom produziert.