Neuseeland: "Mögen die Squid Games beginnen"

In der Pandemie auch nicht ratsam: der traditionelle Nasengruß der Maori. Bild: USAF, public domain

Corona-Musterschüler Neuseeland will Einschränkungen lockern, besonders betroffene Maori sind empört

Während hierzulande die Corona-Infektionszahlen mit nicht ganz 40.000 am Dienstag neue Höhen erklommen haben und Deutschland sowohl bei der Zahl der Neuinfizierte als auch der Todesfälle wieder unter den ersten Zehn im internationalen Vergleich liegt, ist man andernorts deutlich vorsichtiger.

Hongkong hat zum Beispiel jetzt die Einreisebedingungen weiter verschärft, wie die in der autonomen Metropole am Perlflussdelta erscheinende South China Morning Post berichtet. Selbst Neuseeland gilt dort nicht mehr als Niedrig-Risiko-Gebiet.

Dies sei die Antwort auf eine Änderung der Corona-Strategie Wellingtons. Die dortigen Behörden hätten angekündigt, künftig eine Politik des Lebens mit dem Virus verfolgen zu wollen. Zuletzt hat es dort 149 Neuinfektionen an einem Tag gegeben.

Neuseeland hatte die Pandemie lange Zeit gut im Griff. Erst Ende August/Anfang September kam es zu einer zweiten kleineren Welle. Die ebbte zwar schnell wieder ab, aber seit Ende September steigen die Infektionszahlen deutlich an, offensichtlich eine Folge der infektiöseren Delta-Variante. Am 6. November wurde mit 204 gemeldeten Neuinfektionen der bisherige Höchststand erreicht.

Nach Angaben der Regierung sind 79 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. 89 Prozent haben zumindest eine Impfung erhalten. Das Land hat 4,8 Millionen Einwohner.

In Hongkong mit seinen rund 7,4 Millionen Einwohnern gibt es hingegen schon seit dem April nur noch tägliche Neuinfektionen im einstelligen Bereich. Der bisher höchste Tageswert betrug nach den Zahlen des Worldometers 149 und wurde auf dem Höhepunkt der zweiten Welle im Sommer 2020 erreicht.

Squid Games

Nach einem Bericht der britischen Zeitung Guardian hatte Wellingtons sozialdemokratische Premierministerin Jacinda Ardern Mitte Oktober angekündigt, ein neues Ampelsystem einzuführen und die Beschränkungen weitgehend aufheben zu wollen, wenn 90 Prozent der Bevölkerung geimpft seien.

Darauf hatte es von den Maoris harsche Kritik gehagelt. Vertreterinnen und Vertreter der indigenen Minderheit sprechen davon, dass diese besonders von der Pandemie betroffen sei. Von allen ethnischen Gruppen habe sie die höchsten Infektions- und Opferzahlen.

"Die Premierministerin sagt, dass niemand zurückgelassen werde", zitiert die Zeitung den Abgeordneten und Ko-Vorsitzenden der Maori-Partei, Rawiri Waititi. "Was sie meint ist, niemand außer den Maori werde zurückgelassen. Mögen die Squid Games beginnen."

Allerdings erfolgte Arderns Ankündigung zu Beginn der jüngsten Pandemiewelle, ob sie sie bei Erreichen der 90-Prozent-Quote tatsächlich wahrmacht, bleibt abzuwarten.