Nichts steht für nichts
Da denkt man sich noch: Hunderte von Marketing-Profis lassen sich bei Apple den Namen für das iPhone einfallen. Und dann das ...
Produktnamen sind kein leichtes Geschäft. Da sitzen kluge Köpfe monatelang vor einem Launch an ihren angeknabberten Schreibtischen und kommen mit Namensvorschlägen daher, die der Chef mit einem "Wehe, wenn noch einer diese Karre nach meiner Tochter benamsen will" vom Tisch wischt. Nur weil das bei Mercedes einmal passiert ist. Und dann fällt einem in der Not einer ein, der ihm besser nicht eingefallen wäre. So wie Pajero, das in Ländern wie Argentinien und Chile leider für ein eher unanständiges Wort für Selbstbeschäftigung steht.
Also kein leichtes Geschäft. Dann lieber nicht so wie in der Autoindustrie, sondern eher so wie Apple.
Dann kommt eben Herr Schiller von Apple daher (der seinen Namen übrigens aus Gründen seiner Abstammung trägt) und gibt zu: das R und das S stehen im neuen iPhone für... nichts. Für rein gar nichts. Gut, also, sie sind ein wenig, soviel gibt er zu, ein wenig mit Blick auf seine Lieblingsautomarke entstanden, und wir können von Glück sagen, dass die neuen Smartphones jetzt nicht nach den Vornamen von Töchtern aus den Vorstandsetagen deustcher Autokonzerne benamst sind. Wer möchte schon sein neues "iPhone Walburga" in der Tasche tragen. Ebend. Nein, es stände für nix und wieder wieder nix.
Und das muss man ganz langsam in sich einsinken lassen. Nichts steht für nichts. Da ist keine versteckte und geheimnisvoll mächtige Welt hinter den Knöpfen, die für manche ebendiese bedeuten. Es ist einfach ein Prozessor mit ein bisschen Glas und Aluminium herum. Das war es dann. Der Rest ist pure Einbildung. What you get, is what you get. WYGIWYG.
So ehrlich hat schon lange kein IT-Konzern mehr zugegeben, dass es sich bei den viel zu teuer verkauften Lieblingsspielzeugen von uns allen eben doch nur um einen elektronischen Nutzgegenstand handelt. Und nicht um den Erwerb eines Monstranz-artigen religiösen Gegenstands. Das R und das S stehen nicht einmal für das Nichts, das wäre ja dann noch ein wenig Produkt-Zen. Nein, sie stehen für ... nichts. Nimm das, Dicker.
Das kann in seiner Dramatik schon zu Übersprungshandlungen führen. Zum Beispiel dazu, die Kamera des XS oder XR kaputtgehen zu lassen. Mit einem Sturzversuch. Ganze vier davon hat cnet gebraucht, um die Linse über den Jordan zu chauffieren. Dann war da endlich ein Knick in der Optik. Ehrlich gesagt wäre das vermutlich der Redaktion nie im Leben in den Sinn gekommen, wenn das iPhone einen ordentlichen Nachnamen gehabt hätte. iPhone Meier lässt man nicht eben mal so auf den Boden knallen. Das verbietet der moralische Anstand. Aber mit einem Telefon, das nach nichts aussieht und nach nichts benannt ist, kann man das ja machen.
Jetzt sehen Sie mal, Herr Schiller, wozu dieser ganze Zynismus führen kann. In Zukunft nennen wir das Ding dann doch lieber iPhone Pajer ... mhm, oder lieber doch nicht.