Nisi bene
Twitter löscht alle Tweets, die dem kranken US-Präsidenten den Tod wünschen.
Der US-Präsident ist "verschnupft", würde er wohl in seinen eigenen Worten sagen. Der US-Präsident, der sich vor vier Jahren abfällig über die Lungenentzündung der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton geäußert hat, wurde wegen Atemnot und einer Erkrankung durch Covid-19 hospitalisiert und "präventiv" unter einen Medikamentencocktail gesetzt, der eigentlich für schwere Verläufe vorgesehen ist. Aber es gehe ihm gut, so jedenfalls sein Statement in einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft, noch im Weißen Haus.
Wir wünschen ihm baldige Genesung und verbunden damit die Einsicht, dass Corona doch nicht so auf die leichte Schulter genommen werden kann und Masken vielleicht eine ziemlich spannende Alternative zu einem virentechnischen Knockout wären. Man kann es ihm ja noch einmal vorschlagen, so etwas in Erwägung zu ziehen, sobald er genesen sein sollte.
Es gibt aber auch vielleicht den einen oder anderen auf seinem Lieblings...sender Twitter, der diese Genesung nicht wirklich auf der Wunschliste hat. Für Menschen dieser Kragenweite hat Twitter jetzt noch einmal darauf hingewiesen, dass es laut Policy des Social-Media-Dienstes untersagt ist, anderen Menschen per Tweet den Tod zu wünschen. Sollte das jemand nun zum Beispiel dem US-Präsidenten wünschen, dann würde Twitter diesen Rant einfach löschen, den wünschenden User aber nicht suspendieren.
Vielleicht mag das sogar Donald Trump höchstpersönlich ein wenig enttäuschen, aber diese Regel hat Twitter nicht extra wegen ihm erfunden. Es ist ein Standardverfahren. Streng genommen wird der US-Präsident jetzt vielleicht nicht wie ein Standardpatient behandelt, aber bei Twitter ist er genau das: wie jeder andere.
Das muss weh tun.
Dabei könnte man natürlich argumentieren, dass es doch andere Wege geben muss, als jemandem, der gerade den heiligen Zorn auf eine Person des ölffentlichen Lebens niedergehen lassen will, abzustrafen. Schließlich hat Twitter doch Birdwatch an den Startlöchern. Man kann so ein "Fahr zur Hölle, Baby" auch als einen Akt der Desinformation sehen, und für diesen Fall bietet der Social-Media-Tummelplatz nun einen automatisierten Service an, der bei Fake News und deren Verbreitung einfach ein paar Kontextlinks anbietet. Fakten und das, was man als wirkliche Wirklichkeit ansehen kann, werden so neben den Tweet des Anstoßes gestellt.
Das sähe dann im Falle einer ordentlichen Verwünschung von Donald Trump wohl so aus, dass Links über den angeblich positiven Krankheitsverlauf des US-Präsidenten nebenan zu finden wären. Und Links zu Wahlkampfauftritten des negativ getesteten Vizepräsidenten Pence...
Ach nein, so gesehen: Lassen wir das mit den Todeswünschen doch einfach. Manchmal wäre die Welt ein besserer Ort, wenn einfach gar nichts über ihn in Twitter zu finden wäre. Einfach die Tage, in denen er im Krankenhaus weilt. Mach mal Pause. Gute Besserung.