Nordkorea: Bliebe China neutral?
Die Regierung in Beijing (Peking) warnt Washington und Pjöngjang vor einer weiteren Eskalation. Für den US-Präsidenten wäre es relativ einfach, die Lage zu entspannen
Ein Kommentar in der chinesischen Global Times, ein internationales Sprachrohr der Regierung in Beijing (Peking), hat Nordkorea und USA vor einer weiteren Eskalation gewarnt. Keine der beiden Seiten wolle Krieg, da sie in diesem nichts gewinnen könnten, aber beide lieferten sich zugleich einen Wettbewerb im weiteren Anheizen der Spannungen. Es bestehe die Gefahr, dass dieses Spiel außer Kontrolle gerate, da es beiden Seiten an Erfahrungen mangele.
Bemerkenswert ist zum einen die klare Drohung an Pjöngjang, dass Beijing neutral bleiben werde, sollte Nordkorea als erstes US-Territorium angreifen. Zuvor hatte Nordkorea seine Warnung erneuert, bis "Mitte August" Einsatzpläne für einen Beschuss des US-Stützpunktes Guam östlich der Philippinen mit Raketen fertig zu stellen, die dort 30 bis 40 Kilometern vor den Inseln zu Wasser gehen sollen.
Eine neue, besonders gefährliche Provokations-Stufe in Vorbereitung
Mit anderen Worten: Es wird eine neue, besonders gefährliche Provokations-Stufe vorbereitet. Gleichzeit drohen nordkoreanische Militärs den USA vollmundig mit einem dritten Weltkrieg, doch wie es aussieht, hat Beijing wenig Neigung, sich in einen solchen hinein ziehen zu lassen. Die Botschaft an Pjönjang scheint vielmehr zu sein: Wenn ihr es zu weit treibt, werden wir euch nicht beistehen.
Andererseits macht der Kommentar aber auch klar, dass es keinen Sturz des nordkoreanischen Regimes durch Südkorea oder die USA dulden werde. Beijing ist offensichtlich am Status quo gelegen, was angesichts der rund 30.000 US-Truppen in Südkorea und weiteren rund 50.000 US-Soldaten auf Okinawa und anderen japanischen Standorten durchaus verständlich ist. Nach Lage der Dinge dient Nordkorea der Volksrepublik auch als Puffer gegenüber dieser US-Präsenz, die noch dadurch verstärkt wird, dass die südkoreanische Armee im Ernstfall direkt dem US-Kommando untersteht.
Alles was Pjöngjang will, ist Anerkennung und Verhandlungen
Für den US-Präsidenten wäre es relativ einfach, die Lage zu entspannen. Alles was Pjöngjang will, ist Anerkennung und Verhandlungen. Den wahnwitzigen Kurs der nuklearen Aufrüstung, der nicht nur die USA sondern auch China, Japan und Südkorea sehr beunruhigt, hat es erst begonnen, nachdem die USA nach 1990 begannen, missliebige Regime aus dem Weg zu räumen, wovon sie zuvor das Patt des kalten Krieges abgehalten hatte.
Da auf der koreanischen Halbinsel formell weiter Kriegszustand herrscht, der nur durch einen Waffenstillstand beruhigt wurde, und die USA immer wieder Nordkorea in einem Atemzug mit anderen Ländern nannte, die nach Washingtoner Lesart "Schurkenstaaten" sind, sah man offensichtlich sein einziges Heil darin, ein ernsthaftes Drohpotenzial aufzubauen.
Derweil kann der Kommentar der Global Times durchaus auch so gelesen wird, dass China gegen etwaige Schläge der USA so lange nichts unternehmen werde, so lange sie begrenzt bleiben und nicht auf eine Demontage des Regimes oder gar eine Invasion Nordkoreas abzielen.