Ölpreis wird trotz Bemühungen von OPEC billig bleiben
Das Kartell wärmt das nicht umsetzbare Einfrieren der Ölproduktion auf, das erneut nicht kommen wird
Wie erwartet hat sich nach den schweren Bränden in Kanada die Ölförderung wieder normalisiert. Damit hatte sich auch der Ölpreis wegen der Überproduktion wieder auf Sinkflug begeben. Seit Juni geht es praktisch wieder dauerhaft bergab. Das Barrel der US-Sorte WTI war gerade wieder kurz davor, unter die Marke von 40 Dollar zu rutschen und das Fass der Nordseesorte Brent war davon auch nicht mehr weit entfernt.
Angesichts des erneuten Preisverfalls geht die OPEC in die Nachrichtenoffensive. Sie kündigte nun ein informelles Treffen in Algerien für Ende September an. Der Präsident des Ölkartells Mohammed Saleh Al Sada wärmt dabei die alte Idee auf, die Ölförderung einfrieren zu wollen. So schrieb das Wall Street Journal (WSJ) mit Bezug auf OPEC-Delegierte, im Rahmen des "International Energy Forum" in dessen Rahmen das Treffen stattfinden soll, werde erneut "Oil Freeze" beraten. Und der OPEC-Präsident erklärte der Zeitung, ständig würden Wege gesucht, um den Markt zu stabilisieren.
Schon diese Aussagen führten dazu, dass sich beim Ölpreis der Trend änderte und seit Montag wieder eine leichte Aufwärtstendenz zu beobachten ist. Unterfüttert wurde der mit neuen Einschätzungen der OPEC, wonach die Nachfrage nach Öl angeblich schon im zweiten Halbjahr 2016 ansteigen werde. Um den selbst generierten positiven Nachrichtenstrom nicht abreißen zu lassen, geht das Kartell nun auch davon aus, dass die Nachfrage im kommenden Jahr um 1,22 Millionen Barrel pro Tag auf durchschnittlich 95,4 Millionen Barrel zulegen soll. Das schreibt die OPEC nun im heute veröffentlichten Monatsbericht. Zudem behauptet sie noch, dass das Angebot zurückgehen werde.
Doch sogar die Daten der OPEC unterfüttern das bisher nicht. Schon die Fördermenge im Kartell steigt Monat für Monat. Lag sie im Mai bei 32,4 Millionen Barrel pro Tag, sind es im August schon 33,1 Millionen Barrel. Also hat die OPEC die Förderung nicht begrenzt, sondern in wenigen Monaten auch offiziell um 700.000 Barrel ausgeweitet. Die Steigerungen könnten sogar noch größer sein, da das Kartell nicht auf reale Angaben aus den Mitgliedsländern zurückgreift, sondern auf nicht benannte "Sekundärquellen". Da Saudi Arabien bekanntlich ein riesiges Defizit hat, soll allein der Taktgeber in der OPEC im Juni die Förderung um täglich 50.000 Barrel ausgeweitet haben.
Dazu kommt Russland, das ebenfalls ständig neuer Förderrekorde erreicht. Und dann ist da noch der Iran, der seine Exporte nach dem Ende der Sanktionen schon mehr als verzehnfacht hat und nun schon wieder etwa 3,5 Millionen Barrel fördert. Nach dem Ende der Sanktionen will der Iran ebenfalls von einem Einfrieren nichts wissen und erst mindestens wieder auf das Vorsanktionsniveau von vier Millionen Barrel kommen. Er wird also seine Produktion ebenfalls weiter ausweiten.
Produktion bleibt weiterhin hoch
An den großen Faktoren, warum das Öl so billig ist, hat sich nichts geändert. Sogar die Fracking-Produktion in Nordamerika geht nicht so stark zurück, wie zunächst zu erwarten war. Allein in den USA werden weiter 8,5 Millionen Barrel pro Tag gefördert. Die Produktion liegt damit nur gut eine Million unter dem Rekordwert, der vor gut zwei Jahren erreicht wurde. Dieser Ausfall wurde aber allein über den Iran mehr als überkompensiert. Sogar die OPEC hat dies durch die Ausweitung in den letzten Monaten schon fast wieder ausgeglichen.
So sind die Meldungen über das angebliche Einfrieren, über eine fallende Produktion und eine steigende Nachfrage vor allem das berühmte Pfeifen im Walde. Das hat allerdings zunächst sein Ziel erreicht und die Preise stabilisiert. Lange dürfte das leicht durchschaubare Manöver allerdings nicht ziehen. Denn einen Freeze wird es nicht geben. Daran scheiterte man schon im April, als der Ölpreis sogar noch niedriger lag. Auch jetzt gibt es keinerlei Grund, daran zu glauben, dass man sich nun darauf verständigen würde.
Zudem wurde im April sogar versucht, Länder wie Russland einzubinden, die keine OPEC-Mitglieder sind. Die Russen haben den Vorschlägen ohnehin längst eine Absage erteilt. Über ein gemeinsames Vorgehen werde man nicht diskutieren, erklärte der russische Energieminister Alexander Novak kürzlich. "Wir können uns nicht auf Produktionsbegrenzungen einigen, weil wir keine derartigen Werkzeuge und Mechanismen haben." Da auch die Kosten für die Förderung von Fracking-Öl sinken, ist auch von dieser Seite kaum mit einem Produktionsausfall zu rechnen, der das Angebot so einbrechen lassen würde, dass die Ölpreise deutlich steigen würden. Mittelfristig darf also damit gerechnet werden, dass das Öl weiter billig bleibt.