Ölpreise purzeln trotz weiterer OPEC-Förderkürzung weiter

Die Fracker in Nordamerika gewinnen die Schlacht und weiten die Förderung immer weiter aus

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Die Ölpreise purzeln seit gut einem Monat wieder deutlich. Das Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent koste keine 45 US-Dollar mehr. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) bewegt sich mit gut 42 Dollar auf die Marke von 40 Dollar zu. So billig war das Öl seit vergangenem November nicht mehr. Das war alles andere als das Ergebnis, dass sich die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) erhofft hatte, als sie im vergangenen Dezember mit Russland eine Kürzung der Förderquoten verkündet hatte.

Zwischenzeitlich konnte die OPEC mit der Maßnahme die Ölpreise wieder anheben. Doch im Rückblick kann man sagen, dass darüber die Preise nur stabilisiert wurden. Immer wieder sorgen Ankündigungen zu einer kurzen spekulativen leichten Verteuerung wie zuletzt vor einem Monat. In Peking hatten dabei die Energieminister Russlands und Saudi-Arabiens erklärt, dass sie die beschlossenen Förderkürzungen noch bis März 2018 verlängern wollen. Das hat natürlich Bedeutung, wenn die beiden (noch) größten Produzenten sich weiter in Zurückhaltung üben wollen.

Doch, wie längst auf Telepolis festgestellt wurde, laufen die Fracker in Nordamerika über die Stabilisierung der Preise zu neuen Höchstformen auf und haben die Träume der OPEC und Russland von steigendenÖlpreisen definitiv zum Platzen gebracht. In Nordamerika wird die Öl-Produktion weiter ausgeweitet. Inzwischen werden allein in den USA wieder mehr als 9,3 Millionen Barrel täglich gefördert. Das Land ist wieder auf dem Weg, Saudi-Arabien vom zweiten Platz der Ölförderer zu verdrängen, das derzeit knapp 10 Millionen Barrel täglich produziert.

Seit vergangenem Sommer wurde in den USA ein Zuwachs von fast einer Million Barrel verzeichnet. Die USA drängen damit wieder in Richtung eines Förderrekords. Der lag im Sommer 2015 bei 9,6 Millionen Barrel täglich. Die Fracker haben sich dynamisch gezeigt. Praktisch konnten sie in Nordamerika die Produktion schon um die Menge ausweiten, um welche die OPEC und Russland sie gekürzt haben. Deshalb war die Einschätzung richtig, dass auch eine Verlängerung der Förderbegrenzung die Preise real nicht steigen lassen würde.

Die Bohrloch-Statistiken weisen weiter auf die Aufbruchstimmung in den USA hin. Die Zahl der Bohrlöcher steigt und steigt. Die Ausrüsterfirma Baker Hughes zählt nun schon 933 Bohrlöcher, womit sich die Zahl in nur einem Jahr mehr als verdoppelt hat. Auch das macht deutlich, dass die Ausbeute beim Fracking inzwischen deutlich gestiegen ist, weshalb auch Kosten deutlich gesunken sind. Schon zu einem Preis von 45 Dollar kann rentabel gefördert werden und in einigen Regionen soll der "break even point" sogar deutlich darunter liegen. Die Gewinnschwelle soll in Dunn County sogar bei 15 Dollar liegen. Luft nach oben ist da. Zu Spitzenzeiten waren in den USA sogar mehr als 1600 Bohrlöcher aktiv. Das macht klar, dass die USA sogar Russland an der Spitze der Förderer verdrängen können. Mittelfristig ist jedenfalls nicht mit steigenden Ölpreisen zu rechnen.

Die OPEC hofft weiter, auch im letzten Monatsbericht, dass es im kommenden Jahr zu einer Reduzierung des Überangebots an Rohöl auf dem Weltmarkt kommen wird, da nach Ansicht des Kartells die Nachfrage steigen und die Förderung sinken soll. Schon im dritten Quartal dieses Jahres werde die Nachfrage höher als das Angebot liegen, meint bzw. hofft die OPEC. Angesichts der Entwicklung in Nordamerika ist aber stark daran zu zweifeln, dass die Förderung tatsächlich zurückgeht.

Und was die Nachfrage angeht, so scheint das große China eher diese zu drosseln. Es ist von Insidern zu hören, dass viele Raffinerien im Land ihre Kapazitäten im Sommer drosseln werden. Bei Lieferanten in Westafrika und Europa gehen längst weniger Bestellungen aus der Volksrepublik ein. Vermutet wird, dass im dritten Quartal etwa zehn Prozent weniger Diesel und Benzin produziert wird. Doch genau dann meint die OPEC, soll das Überangebot abgebaut sein. Dass China strenge Quoten für Elektroautos einführen will und ab 2018 mindestens 8% der im Land verkauften Wagen eines Herstellers Elektro- oder Hybridfahrzeuge sein müssen, spricht gegen eine massive Ausweitung der Öl-Nachfrage, die nötig wäre, um das Überangebot real zu beseitigen.