Plakate in Washington werben für Whistleblower
Die Kampagne soll demnächst auf die Wall Street und Silicon Valley ausgeweitet werden
Es ist eine kreative Antwort auf die Bedrohung von Whistleblowern in den USA: In Washington werben Aktivisten mit gut einem Dutzend Plakaten vor Behördensitzen für die Veröffentlichung von internen Dokumenten, um Missstände bekannt zu machen.
Auf den großflächigen Anzeigen ist der US-Wirtschaftwissenschaftler und Friedensaktivist Daniel Ellsberg zu sehen, der 1971 Pentagon-Papiere über den Vietnamkrieg öffentlich gemacht und dadurch wesentlich zum Ende der Kampfhandlungen seitens der USA beigetragen hatte.
"Machen Sie nicht, was ich getan habe", ist neben dem Bild Ellsbergs zu lesen: "Warten Sie nicht, bis ein neuer Krieg ausgebrochen ist." Der bekannteste Whistleblower der USA fordert die Behördenmitarbeiter in Washington auf, mit der Veröffentlichung interner Dokumente etwaige "Lügen oder Verbrechen oder interne Vorhersagen über Kosten und
Verluste" öffentlich zu machen.
Die Plakate sind Teil einer Kampagne des unlängst gestarteten Internetportals ExposeFacts.org, das von dem linksliberalen Institute für Publik Accuracy betrieben wird. Unterstützt wird das Vorhaben von der Freedom of the Press Foundation, die von Ellsberg mitbegründet wurde.
Im Januar hatte der inzwischen 83-Jährige den flüchtigen Whistleblower Edward Snowden in den Vorstand der Freedom of the Press Foundation aufgenommen und erklärt: "Er ist nicht mehr ein Verräter als ich es bin."
Ellsbergs Engagement und die Kampagne, die demnächst auf die Wall Street und Silicon Valley ausgedehnt werden soll, ist damit Teil eines öffentlichen Ringens zwischen Bürgerrechtsorganisationen und der US-Regierung um den Umgang mit Whistleblowern. Nach Angaben der Organisatoren haben den ersten Teil der Plakatkampagne 600 Einzelpersonen mit Spenden unterstützt. "Diese Plakate bringen Leute, die in Washington arbeiten, zum Nachdenken
über die Folgen von Schweigen, Konformismus und Angst", sagte Norman Solomon von Institute of Public Accuracy. Die Regierungen von George W. Bush und Barack Obama hätten viel daran gesetzt, dieses Klima der Einschüchterung zu schaffen. "Die Worte von Daniel Ellsberg sind bewegend, weil sie das Fehlen von wahrhaftigen Informationen mit den grauenhaften Konsequenzen entfesselter Kriege und verlorener Leben in Verbindung bringen", so Solomon weiter.