Pleitekandidat Österreich?
US-Starökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman sieht Österreich aufgrund der vielen Ostkredite ähnlich gefährdet wie Island oder Irland.
Dass Österreich größere Probleme hat, weil seine Banken enorm hohe Summen an wirtschaftlich abstürzende Staaten in Osteuropa verliehen haben, die selbst in die Pleite abrutschen, ist nicht neu. Die Kredite in einer Höhe von 230 Milliarden Euro, etwa 75 % der Wirtschaftsleistung Österreichs, könnten das Land an den Rand der Staatspleite bringen. Es gibt zwar Stimmen, welche die Lage weniger dramatisch beurteilen, doch nun hat ausgerechnet der Starökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman vor einer möglichen Staatspleite in Österreich gewarnt.
Island und Irland gehe es ziemlich schlecht, Österreich könnte sich der Liga als drittes Land anschließen, meinte der Wirtschaftsnobelpreisträger:
"And the scale of the output collapses in Eastern Europe are looking fully comparable to East Asia, in fact, in some ways looking fully comparable to the Great Depression. And it is ugly. (...) It looks - look, we know that - we’ve seen one advanced country essentially go bankrupt. Now it’s a tiny one, it’s Iceland, but that just shows that it can happen, even to advanced countries. Ireland looks pretty bad because of large financial exposure. And Austria would probably be my third candidate in those leads."
Der Aufschrei aus Wien war zu erwarten. Finanzminister Josef Pröll prollte zurück, man könne "unqualifizierte Äußerungen aufgrund offenkundiger mangelnder Information, die den Wirtschaftsstandort massiv unter Druck bringen" nicht gebrauchen. Pröll sprach von einem "Wirtschaftskrieg", der auf dem Rücken des Finanzstandorts Österreich ausgetragen werde. "Wir sind auf einem Konkurrenzmarkt", die Diskussion werde von neuen Investoren genutzt, um diese Märkte zu erobern.
Tatsächlich dürfte es kaum Investoren geben, die bereit sind, sich in Osteuropa stark zu exponieren. Den Finanzminister treibt um, dass die steigende Staatsverschuldung Österreich bald noch teuer zu stehen kommen könnte. Als direkte Auswirkung von Krugmanns Aussagen kann gewertet werden, dass die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit für Banken des Landes herabgestuft hat. Auch der Zinsunterschied für zehnjährige Staatsanleihen dürfte nun wieder steigen, selbst wenn das Land das AAA-Rating noch nicht verloren hat. Schon jetzt muss Österreich einen Risikoaufschlag von einem Prozent gegenüber deutschen Staatsanleihen zahlen. Irland muss einen Aufschlag von fast 3 % bezahlen, obwohl es weiter das höchste Rating erhält, deutlich mehr als Spanien, das schon herabgestuft wurde. Krugmann ruderte nach dem Entrüstungsturm nun ein wenig zurück. Er verstehe die Aufregung nicht, weil er nur das gesagt habe, was ohnehin jeder wisse. "Is Austria doomed? Of course not", schreibt er in seinem Blog. Doch das Land benötige wohl eine Bankenrettung, welche das Land stark belasten werde. Er habe nur herausheben wollen, dass Österreich nach Island und Irland wohl den größten Risiken ausgesetzt sei.