Portugal weiter auf Erneuerbaren-Kurs
Im Februar wurden trotz Bedarfssteigerung gut zwei Drittel des Stroms über erneuerbare Energien erzeugt
Weitgehend unbeachtet blieb bisher, dass am westlichen Rand Europas die Nachhaltigkeit bei der Stromerzeugung mit großen Schritten voranschreitet. So hat der portugiesische Netzbetreiber Redes EnergéticasNacionais (REN) mitgeteilt, dass im Februar insgesamt 67 Prozent des Strombedarfs im Land über erneuerbare Energien gedeckt wurden. REN stellt auch fest, dass der Verbrauch gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,9 Prozent gestiegen ist. Dass mehr als zwei Drittel des Stroms über saubere Energiequellen gedeckt wurden, ist kein Ausreißer nach oben. Ein Blick zurück macht das deutlich: 2014 lag der Anteil im Durchschnitt schon bei 62 Prozent.
Tatsächlich war im Durchschnitt über die beiden Monate Januar und Februar die Produktion des sauberen Stroms von 59 Prozent sogar unterdurchschnittlich. Das hatte auch damit zu tun, dass der Strombedarf in den ersten beiden Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um durchschnittlich zwei Prozent gestiegen ist. Aber vor allem war der Anteil der Wasserkraft in beiden Monaten mit 25 Prozent deutlich niedriger als im Vorjahr. 2014 deckten Wasserkraftwerke 2014 insgesamt 31 Prozent des Strombedarfs, über Windmühlen wurden 24 Prozent des Stroms produziert, Biomasse trug zu 5,5 Prozent am Bedarf bei, während Solarmodule nur auf knapp 1,5 Prozent kamen.
Beachtlich ist in Portugal, dass trotz der schweren Krise im Land der Anteil des sauberen Stroms zur Bedarfsdeckung 2014 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte gestiegen ist. 2013 lag er noch bei 57 Prozent. Der Zuwachs lässt sich aber nicht allein mit dem Zubau neuer Anlagen begründen. Denn krisenbedingt ging der Stromverbrauch 2014 leicht um 0,7 Prozent zum Vorjahr zurück. Gespannt darf man bei der Stromversorgung auf das laufende Jahr und den laufenden Monat sein. Der März eignet sich wegen hoher Wasserkapazitäten, viel Wind und einer wieder relativ hohen Sonneneinstrahlung für Rekorde. Im vergangen Jahr konnte Portugal im März schon 70 Prozent seinesStrombedarfs nachhaltig decken.
Diese Erfolge sind zu verzeichnen, obwohl die konservative Regierung nach dem Regierungswechsel 2011 auf die Bremse trat und das Ausbauprogramm für erneuerbare Energien der sozialistischen Vorgängerregierung zurückgefahren hat. Allerdings fiel die Bremsung nicht so hart aus wie bei den Konservativen im Spanien, die wieder auf Atomstrom setzen. Portugal macht aber dem Nachbarn vor, dass ohne Probleme auf die gefährliche Energie verzichtet werden kann. Spanien hat nun sogar beim Windstrom nach sechs Jahren den zweiten Rang an Schweden verloren, ermittelte die Schweizer SolarSuperState Association kürzlich. In Spanien stagnieren die Erneuerbaren. Ihr Anteil an der Produktion lag 2014 bei 42,8 Prozent und im Vorjahr bei 42,2 Prozent. Real ist das ein Rückgang bei der Stromproduktion, da die Nachfrage krisenbedingt um zwei Prozent zurückging.
Unter der Streichung von staatlichen Fördermaßnahmen litten in Portugal vor allem Solardächer. Die Mehrwertsteuer, die beim Kauf von Solaranlagen anfällt, wurde massiv erhöht. Für sie gilt nicht mehr der verringerte Satz von einst 13 Prozent, sondern der erhöhte Steuersatz von 23 Prozent. Das hat nicht nur tiefe Bremsspuren in der Photovoltaik hinterlassen, sondern auch in der Solarenergie, die nicht der Stromproduktion dient, aber insgesamt zu einer erheblich Strom- oder Energieeinsparung insgesamt führt.
Die Steuererhöhung verteuerte auch solarthermische Anlagen zur Warmwassererzeugung. Zudem wurden Fördermaßnahmen für diese einfachen und sehr effizienten Anlagen zusammengestrichen. Die konservative Regierung unter Pedro Passos Coelho hat bisher nicht einmal die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen, damit private Haushalte ihren Solarstrom ins Netz einspeisen können.
In der letzten Zeit, angesichts der anstehenden Parlamentswahlen im Herbst, sind aber auch aus Lissabon neue Töne zu hören. Erneuerbare Energien sollen wieder verstärkt ausgebaut werden, um die enorme Energieabhängigkeit des Landes zu senken. Bis 2020 sollen nun sogar 31 Prozent des gesamten Energieverbrauchs über erneuerbare Quellen gedeckt werden. Mit dem Programm sollen allein in diesem Sektor 121.000 Arbeitsplätze in dem von hoher Arbeitslosigkeit geplagten Land geschaffen werden. Wieder geschaffen werden, könnte man auch sagen, denn viele Jobs gingen durch die Bremsung erst verloren.