Raumfahrt: Auf dem Weg zur bemannten Mondstation
China sammelt Mondgestein und baut systematisch sein Raumfahrtprogramm aus
Am Dienstagmorgen hat die chinesische Raumfahrtagentur erneut eine Sonde auf dem Mond abgesetzt. Diese soll nun Proben von Mondgestein einsammeln und zurück zur Erde bringen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.
Es ist lange her, dass Menschen auf dem toten Felsen Steine eingesammelt haben, damit sie unseren Forschern etwas über die Entstehungsgeschichte des Sonnensystems erzählen können. Zuletzt hatte die Sowjetunion in den 1970ern Mondmaterial mit einer unbemannten Sonde auf die Erde geholt.
Unterstützt durch einen kleinen Rover sollen nun rund zwei Kilogramm Staub und Gestein aufgenommen werden. Die Sonde wird zur Probenentnahme unter anderem ein zwei Meter tiefes Loch unter dem Landeplatz bohren. Danach geht es dann zurück. Zunächst in den Mondorbit, wo das Mutterschiff Chang'e-5 wartet, und dann zur Erde.
Auf Mond, der der Erde stets die gleiche Seite zuwendet, liegt derweil der Landeplatz im Nordwesten. Das dortige Gelände am Mons Rümker – benannt nach dem ehemaligen Leiter der Sternwarten von New South Wales und Hamburg Karl Rümker – wurde ausgewählt, weil es noch nie von Erdmissionen besucht wurde.
Außerdem sind die dortigen Gesteine mit ein bis 1,2 Milliarden Jahren für Mondverhältnisse ausgesprochen jung. Jünger als alles Mondgestein, das bisher auf der Erde untersucht werden konnte, schreibt das Magazin New Scientist.
(Auf der Erde muss man hingegen schon ziemlich lange suchen, um derart altes Oberflächengestein zu finden. Doch das ist eine andere Geschichte, in der es um Plattentektonik und das vielfache Wechselspiel zwischen der Biosphäre und der Lithosphäre, der Welt der Steine, ginge.)
Die Mission war am 24. November gestartet. Nach Darstellung der in Hongkong erscheinenden South China Morning Post stellt sie die dritte Phase des nach der Mondgöttin Chang'e benannten Programms dar.
Nachdem Chang'e-1 und Chang'e-2 lediglich um den Mond kreisten und Fernerkundung betrieben, hatte die chinesische Raumfahrtagentur vor sieben Jahren mit Chang'e-3 erstmals einen Rover auf dem Erdtrabanten absetzen können. Mit einem Faible für chinesische Mythologie hatte man ihn nach Yutu benannt, das heißt, nach dem Jadekaninchen der Mondgöttin.
Die nächste Mission, Chang'e-4, war dann gut fünf Jahre später im Januar 2019 ein Novum in der technologischen Entwicklung. Erstmals landete eine Sonde von der Erde auf der uns abgewandten Seite des Mondes und schickt seitdem über einen Relaissatelliten Daten zur Erde.
Und als nächstes? Im Februar oder März wird Chinas erste Marsmission landen und auf dem roten Planeten Wasser suchen. Für den Erdorbit plant China derweil eine eigene Raumstation, da die westlichen Staaten sich gegen eine Zusammenarbeit auf der ISS sperren. Wenn diese dann nach bisheriger Planung 2030 aufgegeben wird, würde die geplante chinesische Station zum einzigen bewohnten Außenposten der Menschheit im Weltall werden.
Allerdings sind die 320 bis 430 Kilometer Höhe der ISS noch nicht wirklich weit draußen im All. Etwas anderes wäre da schon eine bemannte Mondstation, wie sie chinesischen Wissenschaftlern vorschwebt. Nach einem weiteren Bericht der South China Morning Post plant China schon konkret für die nächsten beiden Missionen, die erste Schritte dorthin unternehmen sollen.
Chang'e-7 wird den Mond-Südpol erkunden und von dort etwa zehn Kilogramm Proben mitbringen. Chang'e-8 soll danach neue Technik erproben und bereits für erste Vorbereitungen für eine Mondstation dienen. 2030, so die bisherige Planung, will die Volksrepublik dann zum ersten Mal Taikonauten zur Mondgöttin schicken.
Wann jedoch die ersten Menschen dort oben einziehen, steht zunächst noch in den Sternen. Doch die Vorbereitungen haben begonnen.