Rekordkälte in Nordamerika
Dutzende Tote befürchtet
In Deutschland war der Winter 2013/14 – anders als in den Jahren davor – bislang relativ mild. Nordamerika erlebt dagegen das (an der Luft gemessen) "kälteste Wochenende seit zwei Jahrzehnten". Besonders schwer betroffen sind neben Kanada vor allem die nördlichen Bundesstaaten der USA. Minustemperaturen soll es aber bis hinunter nach Florida geben.
In Neuengland fielen am Donnerstag und Freitag stellenweise innerhalb weniger Stunden über 60 Zentimeter Neuschnee. Zahlreiche Autobahnen und Fernstraßen sind deshalb immer noch gesperrt. Wegen Unwettern und Unwetterwarnungen fielen zudem tausende Flüge aus. In New York und Chicago sitzen Passagiere deshalb fest und werden notversorgt.
Noch schlimmer dran sind Autofahrer, die einen Unfall oder eine Panne haben. Bei Temperaturen von bis zu minus 35 Grad Celsius, wie sie für Minnesota vorhergesagt sind, können sie sich im Freien innerhalb von Minuten Erfrierungen zuziehen. Bis Samstagnachmittag kamen infolge des Wintereinbruchs mindestens 17 Menschen durch Glätteunfälle ums Leben und eine alzheimerkranke Frau aus dem Bundesstaat New York verirrte sich und erfror. Für die nächsten Tage werden Dutzende weitere Tote befürchtet, obwohl viele Behörden mittlerweile warnen, dass Bürger ihre Häuser nur noch dann verlassen sollen, wenn dies unbedingt nötig ist. Den vielen Obdachlosen hilft solch ein Ratschlag allerdings nur bedingt.
Berücksichtigt man nicht nur die Unfallopfer und die unmittelbar Erfrorenen, sondern auch diejenigen, deren Körper indirekt wegen zu niedriger Temperaturen ihr Funktionieren einstellten, dürfte die Zahl der Toten weitaus höher liegen. Für die USA gibt es jedoch keine Statistik, die indirekte Kältetode sammelt.
In Großbritannien führte man im letzten Jahr insgesamt 30.000 Todesfälle auf indirekte Kälteeinwirkungen zurück. Der Schwerpunkt dieser Kältetode lag nicht etwa im Norden oder im gebirgigen Wales, sondern in London. Dies hängt der Organisation Age UK nach damit zusammen, dass in diesem extrem teuren Ballungsraum viele Rentner nicht mehr genug Geld übrig haben, um ordentlich zu heizen.