Schulstreik: Drohungen von Politikern, die ihre Pflichten nicht erfüllen

Fridays for Future-Kundgebung in München, 21. Juli 2019. Bild: Henning Schlottmann /

Preußelnde Schwaben drohen den Schülern, doch die erinnern die alternden Politiker an ihre Unterlassungen

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Mancherorts, wie in Berlin, gehen inzwischen die Ferien zu Ende. Für manchen Politiker ist das offensichtlich Grund, mehr Druck auf die dauerprotestierenden Schüler auszuüben. Baden-Württembergs christdemokratische Kultusministerin Susann Eisenmann warnt zum Beispiel, dass die Schüler lernen müssten, mit den Folgen ihres Streiks zu leben. Wenn Arbeiten nicht nachgeschrieben würden, könne es schon mal Sechsen geben.

Und natürlich durfte auch der urdeutscheste aller Untertanensprüche nicht fehlen: Die Schüler sollten lernen, dass sie Rechte haben. Aber eben nicht nur diese, sondern auch Pflichten. Für CDU-Politiker scheint es eben einfach nicht möglich, von demokratischen Rechten zu reden, ohne im gleichen Atemzug Pflichten zu beschwören. Vielleicht sollten Sie einfach mal einen Blick in das Grundgesetz werfen?

Wie dem auch sei, von den Schülern kam die richtige Antwort. Die Nachrichtenagentur dpa zitiert auch Sofie Rehberg, eine Fridays-for-Future-Sprecherin aus Stuttgart, mit den Worten: "Politiker sollten nicht so viel über Pflicht sprechen, wenn sie ihre eigene Pflicht nicht erfüllen."

Übrigens: In Sibirien brennen gerade die Wälder im nie zuvor gesehenem Ausmaß, das arktische Meereis hat sich derzeit soweit wie nie zuvor zurückgezogen und Grönland erlebt eine Rekorde brechende Tau-Saison. Doch im Ländle mit seinem Grünen Ministerpräsidenten herrscht – alle radikal demokratischen Traditionen langst vergessend – preußische Zucht. Ach, was waren das noch Zeiten, als man den Kindern vom Kampf gegen die Preußen sang.

Derweil hält die junge Schülerbewegung noch bis Sonntag in Dortmund einen Sommerkongress ab. Zu dessen Auftakt waren am Mittwoch 1.600 Teilnehmer gekommen, die sich in zahlreichen Workshops und Podiumsdiskussionen austauschen und weiterbilden wollen. Am Sonntag geht es dann für einige von ihnen weiter ins schweizerische Lausanne, wo man sich für ein paar Tage zum europaweiten Austausch trifft. Vom 5. bis zum 9. August tagt dort in der Universität Lausanne SMILE, das "Summer Meeting in Lausanne Europe".

Das heißt aber nun nicht, dass deshalb heute keine Aktionen in deutschen Städten stattfänden. Im Gegenteil, auch wenn die Liste am voraussichtlichen Ende des Hochsommers ausgedünnt wie selten ist. Demos und Kundgebungen gibt es zum Beispiel in Weimar, wo das Klimakatastrophenorchester auf dem Theaterplatz spielt, in Oberhausen und wie fast immer auf Fehmarn. Und natürlich in zahlreichen Städten rund um den Globus. Besonders aktiv Kanada, die USA und Indien.