Schulstreiks: Wieder globale Proteste für mehr Klimaschutz
In Deutschland sind die Teilnehmerzahlen rückläufig, aber immer noch enorm, auf dem indischen Subkontinent, in Afrika und in Südamerika legen sie zu
Kurz vor der am Montag in Madrid beginnenden diesjährigen UN-Klimakonferenz geht ein weiterer globaler Aktionstag für raschen Klimaschutz zu Ende. Am Freitagabend finden noch Demonstrationen in nord- und südamerikanischen Städten statt, denn nicht überall handelte es sich um Schulstreiks. Zum Teil gingen Schüler und auch Erwachsene erst nach der Schule auf die Straße.
In 2423 Städten in 157 Ländern waren Aktionen angemeldet worden. Von der Antarktis-Station des deutschen Alfred-Wegner-Instituts und Ushuaia im äußersten Südens Argentiniens bis nach Longyearbyen auf Spitzbergen, von Suva auf Fidschi und Fukushima im Osten Japans bis nach Anchorage (Alaska) und Hawaii, die westlichsten Orte in Amerika, gingen Menschen dafür auf die Straße, dass ihre Regierungen endlich angemessen auf die sich entfaltende Klimakrise regieren.
Eine Weltkarte der Proteste zeigt unter anderem besonders viele Proteste in Westeuropa und Nordamerika, aber auch zahlreiche in diversen Städten Südamerikas und Afrika. Einzig Russland und China erscheinen dort als fast weiße Flecken. Nur vereinzelt hat es dort Kundgebungen gegeben, die zudem meist sehr klein blieben.
In Deutschland beteiligten sich in gut 520 Städten und Dörfern Schüler, Wissenschaftler und andere Erwachsene an den Demonstrationen und Kundgebungen. Die Veranstalter haben insgesamt 640.000 Teilnehmer gezählt, was etwas weniger als der Hälfte der Beteiligung beim letzten globalen Aktionstag am 20. September wäre.
“Am Montag wird Merkel mit leeren Händen zur Weltklimakonferenz nach Madrid fahren. Dass sich Deutschland mit dem lächerlichen Klimapaket, dem verschleppten Kohleausstieg und den Vorschlägen zur Windkraft vom 1,5-Grad-Ziel verabschiedet, ist international eine Katastrophe. Die heutigen 630.000 Demonstrantinnen und Demonstranten in ganz Deutschland sind ein klares Zeichen gegen die Arbeit dieser Bundesregierung.”
Annika Rittmann, Fridays-for-Future-Pressesprecherin aus Hamburg
Hierzulande soll es am Wochenende mit Protesten im Lausitzer Braunkohlervier weiter gehen, zu denen neben dem Aktions-Netzwerk Ende Gelände auch Ortsgruppen von Fridays for Future aufrufen. Ende Gelände wirft in diesem Zussammenhang den sächsischen Behörden in einer Pressemitteilung vor, das Versammlungsrecht außer Kraft zu setzen.
Für den morgigen Samstag seien im Umfeld aller Braunkohlekraftwerke und Tagebaue alle Versammlungen verboten worden. Dies war bereits vor einigen Tagen mündlich in Aussicht gestellt worden. Schriftlich hatte man es den Organisatoren erst am gestrigen Donnerstag mitgeteilt, sodass diesen nur sehr wenig Zeit bleibt, gegen die Beschlüsse der Behörden in Leipzig, Bautzen und Görlitz Rechtsmittel einzulegen.
Die Veranstalter werfen den Behörden vor, sich schützend vor die beiden Braunkohleunternehmen LEAG und MIBRAG zu stellen, die zum gleichen tschechischen Konzerngeflecht EPH gehören. Die Verbote sollten den Protest verhindern.
"Die LEAG zerstört mit ihrem Geschäftsmodell unsere Lebensgrundlagen. Uns soll nun verboten werden, genau an den Orten der Zerstörung zu demonstrieren. Das ist absurd und offenbart ein skandalöses Demokratieverständnis. Die sächsischen Behörden schaffen riesige demokratiefreie Zonen – das werden wir nicht hinnehmen. Unser legitimer Protest muss genau dort stattfinden, wo die Klimakrise angeheizt wird."
Nike Mahlhaus, Pressesprecherin von Ende Gelände