Setzt Norwegen auf Wind?

Wikingerstaat könnte zur "Batterie Europas" werden.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Norwegen könnte spätestens im übernächsten Jahrzehnt zu einem Exporteur von elektrischer Energie aus Windkraft im großen Stil werden. Das ist das Ergebnis einer kleinen Studie, die der Energierat des Landes nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters vorgelegt hat. Bis 2025 könnten an Land und vor den Küsten des windreichen Königreichs Kapazitäten von 5000 bis 8000 Megawatt (MW) entstehen. Damit wären, so der Agenturbericht, bis zu 40 Milliarden Kilowattstunden (TWh, Terawattstunden) zu produzieren. Damit müsste allerdings die Windausbeute im hohen Norden in etwa um den Faktor 2,5 besser sein, als bei den derzeit in Deutschland installierten Windenergieanlagen. Hierzulande wurde nämlich im vergangenen Jahr mit einer Kapazität von etwas über 20.000 MW knapp 40 TWh elektrische Energie ins Netz eingespeist. Bedenkt man allerdings, dass an den hiesigen Küsten seit Jahren ein Teil der Kapazitäten bei guten Windverhältnissen ungenutzt bleiben, weil die Netzbetreiber entgegen ihren Verpflichtungen den Netzausbau verzögern, und das zudem auch in Nord- und Ostsee mit einer deutlich höheren Windausbeute in den geplanten Offshore-Windparks gerechnet wird, so erscheint die norwegische Zahl nicht unrealistisch.

Für die Errichtung der Kapazitäten sei eine Summe von etwa 28 Milliarden Euro notwendig. Noch wäre das Land in der Lage, derartige Investitionen spielend aus seiner Öl- und Gasförderung zu finanzieren, doch die nimmt rasch ab. Die Ölindustrie fordert daher inzwischen, dass auch die arktischen Gewässern in der Barentsee und um Spitzbergen für Exploration und Förderung freigegeben werden. Dort könnte ein Rückgang des Meereises in den nächsten Jahrzehnten die Ausbeutung vermuteter Ölfelder möglich machen.

Mit dem Ausbau der Windenergie stünde dem Wikingerstaat allerdings auch ein umweltfreundlicher Entwicklungsweg offen. Windräder wären die ideale Ergänzung zur Wasserkraft, die in Norwegen gut ausgebaut ist. Stauseen könnten auch als Pumpspeicherwerke genutzt werden, um die Windenergie zwischenzuspeichern, wenn sie gerade nicht benötigt wird. Übertragungskabel nach Mittel- und Westeuropa, die für den Stromexport ohnehin gelegt werden müssten, könnten auch genutzt werden, um überschüssigen Windstrom aus der südlichen Nordsee in Norwegen "zwischenzulagern". Das Land könnte nach den Worten seiner Energieministerin Åslaug Haga zur "Batterie Europas" werden.